Inhaftierung britischer Soldaten durch Iran:Russland empfiehlt UN-Untersuchung

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Zur Krise zwischen London und Teheran hat sich nun auch Russland geäußert: Moskau schlägt vor, dass die Vereinten Nationen die Gefangennahme der britischen Marinesoldaten durch Iran untersuchen sollen.

Der stellvertretende russische Außenminister Alexander Jakowenko sagte in Moskau, da Großbritannien erklärt, die Soldaten seien im Auftrag der UN unterwegs gewesen, sollten die Vereinten Nationen innerhalb kurzer Zeit einen Bericht über den Vorfall erarbeiten.

Jakowenko sagte dies laut Angaben der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti nach einem Treffen mit dem britischen Botschafter in Moskau, Tony Brenton. Jakowenko betonte, der Zwischenfall bedürfe einer gründlichen Untersuchung. Brenton sagte, seine Regierung würde den Vereinten Nationen alle wichtigen Informationen zukommen lassen.

Iranische Soldaten hatten die von der UNO mandatierten Angehörigen der britischen Kriegsmarine am Freitag vergangener Woche im Mündungsbereich der Wasserstraße Schatt el Arab zwischen dem Irak und Iran gefangengenommen. Nach britischen Angaben spielte sich der Vorfall in irakischen Gewässern ab. Teheran zufolge befanden sich die Soldaten auf der iranischen Seite der Seegrenze.

USA besorgt über Behandlung gefangener Briten

Die USA zeigten sich unterdessen "besorgt" über die Behandlung der inhaftierten Briten, unter ihnen eine 26-jährige Frau. Die Bilder der Gefangenen oder deren angebliche Briefe böten Anlass zur Sorge, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Dana Perino, in Washington. Hinweise, dass der Konflikt auf eine militärische Konfrontation hinauslaufe, gebe es aber keine.

Die Europäische Union hatte Iran am Freitag in einer Protesterklärung einen Bruch internationalen Rechts vorgeworfen und die sofortige und bedingungslose Freilassung der Briten gefordert. Zugleich drohte die EU mit "angemessenen Maßnahmen".

EU-Chefdiplomat Javier Solana ließ offen, was die EU konkret als "angemessene Maßnahmen" unternehmen könnte. Er werde versuchen, mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zu telefonieren. "Die iranische Führung muss verstehen, dass es sich nicht um ein bilaterales Problem handelt, sondern ein Problem mit der EU."

Iran hatte zuvor Videos und Bilder der festgenommenen Soldaten veröffentlicht. In einem vom iranischen Staatsfernsehen verbreiteten Video erklärte der Marinesoldat Nathan Thomas Summers: "Wir sind ohne Erlaubnis in iranische Gewässer eingedrungen und wurden von der iranischen Küstenwache festgenommen. Ich möchte mich dafür beim iranischen Volk entschuldigen."

Diktierte Briefe

Der Brite war in dem Video gemeinsam mit einem weiteren Soldaten und der einzigen Frau unter den Gefangenen zu sehen, der 26-jährigen Faye Turney. Parallel ließ Teheran durch seine Botschaft in London einen dritten angeblichen Brief Turneys veröffentlichen.

Darin soll die Marinesoldatin und Mutter einer dreijährigen Tochter sich direkt an das britische Volk richten und beklagen, dass sie der britischen und der US-amerikanischen "Interventionspolitik" geopfert worden sei.

Britische Sicherheitsexperten erklärten, der Brief sei ihr offenbar ebenso wie die zwei früheren diktiert worden. In dem dritten Brief spricht sich Turney angeblich dafür aus, dass Großbritannien seine Truppen aus dem Irak zurückzieht. "Es ist jetzt an der Zeit, dass unsere Regierung ihr unterdrückerisches Verhalten gegenüber anderen Völkern ändert", heißt es in dem Text.

Die britische Regierung sprach von "Manipulation". Die Veröffentlichung von Bildern und Videos der Gefangenen nannte Premierminister Tony Blair am Freitag "abscheulich". Damit könne niemand getäuscht werden. Die einzige mögliche Lösung der Krise sei die sofortige Freilassung der 15 Soldaten.

Der UN-Sicherheitsrat in New York hatte nach einer kontroversen Debatte am Donnerstagabend "große Besorgnis" geäußert. Die Freilassung der Soldaten wurde nur indirekt gefordert. US-Außenministerin Condoleezza Rice sprach sich für Verhandlungen aus. Zugleich rief sie die internationale Gemeinschaft auf, den Druck auf die Regierung in Teheran zu verstärken.

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