Industrie:Regierung kämpft um Roboterbauer Kuka

Hauptversammlung Kuka AG

Wirtschaftsminister Gabriel hofft auf ein alternatives Angebot für Kuka.

(Foto: dpa)
  • Eine Allianz deutscher oder europäischer Unternehmer soll verhindern, dass Chinesen den Augsburger Roboterhersteller Kuka übernehmen.
  • Die Bundesregierung befürchtet ein Abfließen deutscher Technologie ins Ausland.
  • Siemens und die deutschen Autohersteller sollen jedoch geringes Interesse haben.

Von Elisabeth Dostert, Christoph Giesen, Michael Bauchmüller, Thomas Fromm und Ulrich Schäfer

Die Bundesregierung will verhindern, dass ein chinesischer Investor den Roboterbauer Kuka aus Augsburg übernimmt. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) möchte dazu eine Allianz deutscher oder europäischer Unternehmen schmieden, die anstelle der Chinesen das Vorzeige-Unternehmen kaufe, hieß es in informierten Kreisen. Er habe dazu auch deutsche Autobauer um Hilfe gebeten.

Gabriel wollte sich zu Details nicht äußern. Er sagte am Dienstag lediglich, er wünsche sich aus Deutschland oder Europa ein alternatives Angebot für Kuka. Schließlich sei der Roboterbauer ein Know-how-Träger für die Modernisierung der deutschen Wirtschaft. Sein Vorgehen sei mit dem Kanzleramt abgestimmt. Vor zwei Wochen hatte der chinesische Konzern Midea erklärt, er wolle Kuka kaufen, und hatte den Aktionären dazu einen hohen Aufpreis auf den Aktienkurs angeboten.

Viele Informationen über Produktionsprozesse

Kuka ist einer der führenden Roboterbauer der Welt und spielt eine zentrale Rolle bei der Digitalisierung der deutschen Industrie, die von Kanzlerin Angela Merkel und Gabriel unter dem Motto "Industrie 4.0" vorangetrieben wird. Ende April hatten Merkel und US-Präsident Barack Obama sich deshalb die Roboter von Kuka auf der Hannover-Messe vorführen lassen. Kuka beschäftigt 12 000 Mitarbeiter, die meisten von ihnen in Augsburg.

Die Bundesregierung sondiert derzeit mehrere Optionen, wie sich ein Verkauf an den chinesischen Investor verhindern lässt. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass auch die Technologie deutscher Autobauer nach China abfließe, hieß es in Industriekreisen. Die Autobauer überlassen Kuka, wenn sie Maschinen bestellen, wichtige Informationen über ihre Produktionsprozesse und Modelle. Der Midea-Konzern aus China stellt allerdings keine Autos oder Roboter her, sondern produziert mit seinen 100 000 Mitarbeitern Haushaltsgeräte.

Gabriel und sein Ministerium haben nach Angaben aus Regierungs- und Industriekreisen in den vergangenen Tagen zahlreiche Unternehmen gefragt, ob diese sich an einer Allianz zur Rettung von Kuka beteiligen würden. Berlin wolle ein Konsortium mit klarer Führung bilden, das für Kuka bietet und - sollten die Aktionäre des Roboterbauers zustimmen - am Ende die Chinesen ausstechen könnte. Unklar ist allerdings, wer die Führung übernimmt. Siemens habe abgewunken, hieß es. Auch die deutschen Autobauer zögerten, weil sie einen immer größeren Teil ihrer Autos in China absetzen und sich ungern politischen Ärger in der Volksrepublik einfangen wollen.

Eine weitere Möglichkeit, die in Berlin erwogen wird, ist offenbar, den Fall nach den Regeln des Außenwirtschaftsgesetzes zu prüfen, und zwar gründlich. Das Gesetz gibt der Regierung bei sicherheitsrelevanten Firmen die Möglichkeit, einen Verkauf ins Ausland zu versagen. Dieses Vetorecht lasse sich bei einem Roboterbauer vermutlich nicht anwenden, hieß es in Regierungskreisen. Aber man könne den Fall "sehr, sehr sorgfältig" prüfen und so den Verkauf an die Chinesen erschweren. Das Vorgehen der Regierung im Fall Kuka ist auch deshalb brisant, weil Merkel mit Teilen des Kabinetts Mitte Juni für die deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen nach Peking reist.

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