Indonesien:Schnell ermittelt

Bahrun Naim

Bahrun Naim befahl angeblich das Attentat in Jakarta.

(Foto: oh)

Die Polizei des Landes ist sich sicher, dass sie bereits den Drahtzieher des Terroranschlags in der Hauptstadt Jakarta vom Donnerstag ausgemacht hat. Er war schon früher als Terrorist in Verdacht.

Von Arne Perras, Jakarta

Indonesiens Polizei ist sicher, dass sie den Drahtzieher der Attacke in Jakarta schon ermittelt hat: Bahrun Naim sei Schlüsselfigur der Terrorattacke im Herzen der Hauptstadt, bei der am Donnerstag sieben Menschen starben. Die Ermittler betrachten die Bluttat als Versuch Naims, sich als Statthalter des "Islamischen Staates" (IS) in Südostasien zu etablieren. Offenbar ist unter militanten islamistischen Gruppen der Region ein Wettbewerb entbrannt, wer diesen Posten am ehesten für sich reklamieren kann.

Mit dem Anschlag wollten die Hintermänner nach Einschätzung der Fahnder demonstrieren, wer die schlagkräftigste Truppe hat und den indonesischen Staat auch mitten in der Hauptstadt treffen kann, wo sich ausländische Botschaften, Regierungsbüros, Banken und Shopping-Malls konzentrieren und viele Ausländer unterwegs sind.

Naim soll 32 Jahre alt sein und laut Ermittlern in Syrien für den IS kämpfen. Den Fahndern ist er seit spätestens 2010 bekannt. Da wurde er auf der Insel Java als Terror-Verdächtiger festgenommen und 2011 zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt wegen illegalen Waffenbesitzes. Eine Beteiligung an terroristischen Aktivitäten konnte nicht nachgewiesen werden. Seine Familie behauptete Medien zufolge, Naim sei von den Sicherheitskräften misshandelt worden. Nach der Haft setzte er sich 2015 offenbar nach Syrien ab.

Wie Tito Karnavian, Polizeichef in Jakarta, erklärte, hat Naim die radikale Gruppe "Katibah Nusantara" aufgebaut und soll Verbindungen zu Extremisten auf Sulawesi besitzen, wo ein anderer einflussreicher Terrorist namens Santoso eine Gruppe indonesischer Mudschahedin anführt. Nach diesem Mann fahndet der indonesische Staat schon länger. Die bisherigen Erkenntnisse der Ermittler deuten darauf hin, dass sich in der Region neue Gruppen formieren, nachdem alte, al-Qaida nahe Netzwerke nach den Bombenanschlägen von Bali und anderen Attentaten von den Sicherheitskräften weitgehend zerschlagen wurden. Diese jüngste Generation von Extremisten trachtet offenbar danach, sich als Vertreter des IS festzusetzen und handelt nach Mustern, wie man sie von Paris kennt. In einem Blog, der Naim zugeschrieben wird, wurden die Attentäter in Frankreich gepriesen für ihre Opferbereitschaft, sorgfältige Planung und Disziplin. Daran orientieren sich nun offenbar die Kämpfer in Indonesien, die laut Polizei Naim zuzuordnen sind. Der Blog, aus dem der Sender BBC zitierte, ruft auch einzelne Sympathisanten zum Angriff. "Seid einsame Wölfe und benutzt, was immer ihr könnt", heißt es in einem Eintrag. Sie sollen zu Messern, Stöcken und Steinen greifen. "Die Erde und der Himmel werden Zeugen sein, ob ihr es ehrlich meint mit eurem Versprechen der Gefolgschaft." Geht die Strategie auf, dürften weitere Attacken in Indonesien folgen.

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