Indien:Der Preis der Frauenverachtung

Todesstrafe für Vergewaltiger - wofür?

Von Arne Perras

Narendra Modi gibt gerne den Macher, der nicht lange fackelt. Dazu passt, dass der indische Regierungschef Strafen für Sexualverbrechen verschärft. Vergewaltigern von Kindern unter zwölf droht künftig die Todesstrafe. Modi trifft damit einen Nerv. Angesichts monströser Verbrechen an Kindern neigen viele dazu, härtere Strafen zu fordern. Nur spricht nichts dafür, dass sich sexuelle Gewalt per Erlass eindämmen ließe.

Zahlreiche Staaten setzen auf einen an-geblichen Abschreckungseffekt der Todesstrafe, doch der ist nicht belegbar. Ganz sicher wurzeln die Ursachen für sexuelle Angriffe auf Mädchen und Frauen tief in der Gesellschaft. Noch immer gelten in vielen indischen Familien Jungen weit mehr als Mädchen. Wo weibliche Föten abgetrieben werden, nur weil Eltern Jungen haben wollen, werden Mädchen später schnell zu Opfern. Den Preis einer frauenverachtenden Gesellschaft zahlen Frauen aller Schichten, aber Mädchen ganz unten trifft es am härtesten. Nur Aufklärung wird das verändern.

Vergewaltigungsprozesse, die sich Jahr-zehnte hinschleppen, sind eine Farce. Wenn außerdem Reichtum oder Macht mit darüber entscheiden, ob Verdächtige angeklagt werden oder nicht, untergräbt das den Rechtsstaat. Es wäre mehr gewonnen, wenn die Regierung hiergegen etwas unternähme.

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