Amtseinführung des US-Präsidenten:Die fünf denkwürdigsten Inaugurationen

Amerikanische Suffragette, 1913

Eine Suffragette in den USA 1913. Bei der Wahl von Woodrow Wilson durften Frauen noch nicht abstimmen, was vor der Inauguration zu Protesten führte.

(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Von randalierenden Fans bis zum Versprecher beim Amtseid: Es gibt zahlreiche Anekdoten zur Amtseinführung von US-Präsidenten.

Von Dominik Fürst

Falls Donald Trump am Freitag die "großartigste" Antrittsrede aller Zeiten halten möchte, muss er 30 Mal great sagen. Der Telegraph hat nachgezählt: Der bisherige Rekord datiert aus dem Jahr 1821, als US-Präsident James Monroe in seiner zweiten Inaugural Address 29 Mal Trumps Lieblingswort gebrauchte. Der künftige Präsident der Vereinigten Staaten konkurriert außerdem mit einigen Vorgängern, was die kuriosesten Begleitumstände seiner Amtseinführung betrifft.

1873 erfroren etwa bei der Inauguration von Ulysses Grant Hunderte Kanarienvögel, die dem Fest eine exotische Note hatten verleihen sollen. Die Geschichte der Amtseinführungen ist reich an solchen Begebenheiten. Hier sind die fünf denkwürdigsten.

Andrew Jacksons Meute

Als der Anwalt Andrew Jackson 1828 zum siebten Präsidenten der USA gewählt wurde, war das der erste Sieg der Hinterwäldler und Siedler aus dem Westen über die politische Elite der Ostküste. Jackson, der aus ärmlichsten Verhältnissen stammte und als General im Krieg gegen England zu Ruhm gelangte, war der "Kandidat der kleinen Leute" und wird daher oft mit Trump verglichen.

1828 war Jacksons Anhängerschaft so euphorisch über den Wahlsieg, dass 20 000 Menschen von weit her nach Washington zur Amtseinführung strömten. Dort übertrieben sie es mit ihrer Freude. Die riesige Menschenmenge durchbrach die Absperrung ums Kapitol.

Im Weißen Haus sollte dann eine Party stattfinden, doch es kam zum Tumult. Möbel brachen, Gardinen wurden zerrissen, Gläser splitterten. Jacksons Anhänger beruhigten sich erst, als Alkohol nach draußen gebracht wurde. Die Renovierung des Weißen Hauses kostete 50 000 Dollar.

Woodrow Wilsons Frauen

Der lange Kampf der Frauen für ihr Wahlrecht führte in den USA über Woodrow Wilson. Am Tag vor dessen Vereidigung als 28. US-Präsident im Jahr 1913 marschierten bis zu 8000 Suffragetten auf der Pennsylvania Avenue durch Washington. Wütende Männer beleidigten und spuckten auf sie, manche schlugen sogar zu. Weil die Frauen nicht geschützt wurden, musste Washingtons Polizeichef zurücktreten.

Die USA führten schließlich 1920 das Frauenwahlrecht ein - kurz vor dem Ende von Wilsons zweiter Amtszeit. Knapp hundert Jahre später, am Tag nach Donald Trumps Amtseinführung, werden wieder Frauen durch die Hauptstadt marschieren: Mit dem Women's March on Washington wollen sie sich für Frauen- und Menschenrechte einsetzen. Es werden Hunderttausende erwartet.

Obama verhaspelt sich

Barack Obamas Versprecher

Eigentlich konnte Barack Obama ja gar nichts dafür. Bei seiner ersten Amtseinführung 2009 sprach ihm der Oberste Richter John Roberts den Amtseid falsch vor: "... that I will execute the office of President to the United States faithfully". Obama verhaspelte sich und wiederholte den Satz des Richters, obwohl doch jedes amerikanische Kind weiß, dass das Wort "faithfully" hinter "I will" hätte stehen müssen.

Obama korrigierte immerhin den zweiten Fehler und machte aus dem "to" ein "of". Um aber ganz sicherzugehen und bloß niemanden aufzuregen, legte der 44. Präsident der Vereinigten Staaten am Tag nach seiner Amtseinführung ein zweites Mal den Amtseid ab.

Abraham Lincolns Haare

Über den 26. US-Präsidenten Theodore Roosevelt gibt es einige bizarre und schöne Anekdoten, zum Beispiel ist der Teddybär nach ihm benannt. Eher merkwürdig mutet die Geschichte seiner zweiten Amtseinführung 1905 an, zu der Roosevelt einen Ring mit einer Locke Abraham Lincolns, des 16. und bis heute am meisten bewunderten US-Präsidenten, trug. Lincolns Privatsekretär hatte nach der Ermordnung seines Chefs sechs Strähnen von dessen Kopf entfernen lassen. Die packte er in Glas und auf einen Ring, den er Jahre später Roosevelt übergab - weil dieser einer der wenigen Menschen sei, die Lincoln wirklich verstanden hätten. Lincoln sorgte unter anderem für die Abschaffung der Sklaverei.

Die Sturköpfigkeit von William Henry Harrison

Was kennzeichnet eine große Rede? Ein Zitat, das hängenbleibt? Dann konkurrieren Franklin D. Roosevelt ("... dass es nur eine Sache gibt, die wir fürchten müssen: die Furcht selbst") und John F. Kennedy ("Frag nicht, was dein Land für dich tun kann. Frag, was du für dein Land tun kannst") um die denkwürdigste Inaugural Address. Die kürzeste Einführungsrede hielt wiederum Amerikas erster Präsident George Washington: 1789 reichten ihm 135 Wörter.

Abschließend also noch ein Rekord, den Donald Trump brechen könnte, falls er denn möchte: Die längte Antrittsrede eines US-Präsidenten hielt im Jahr 1841 General William Henry Harrison mit mehr als 10 000 Wörtern. Ein Schneesturm peitschte an dem Tag durch Washington, doch Harrison weigerte sich, einen Hut, einen Mantel oder gar Handschuhe zu tragen. Er redete zwei Stunden lang. Diese Hartnäckigkeit machte ihn berühmt - und wurde ihm zum Verhängnis. Nur einen Monat nach seiner Antrittsrede starb Harrison an einer Lungenentzündung.

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