Image-Berater für den französischen Präsidenten:Basteln am Biedermann

French President Hollande visits the Rungis wholesale market near Paris

Der französische Präsident Francois Hollande beim Besuch eines Großmarktes in der Nähe von Paris: Neues Image gesucht.

(Foto: REUTERS)

Er zaudert, er zögert, seine Beliebtheitswerte sind im Keller: Frankreichs Präsident François Hollande steckt in einer Image-Krise. Kann ihm ein neuer Berater helfen?

Von Stefan Ulrich, Paris

Claude Sérillon - das klingt wie der Name eines Impressionisten. Tatsächlich wird es künftig Aufgabe dieses Mannes sein, dem französischen Präsidenten Farbe und Leuchtkraft zu verleihen. Bisher glaubte François Hollande, er brauche keine Kommunikationsberater oder, wie die Angelsachsen sagen, "spin doctors". Sein Image pflege er am besten selbst. Angesichts miserabler Umfragewerte vollzieht er die Wende. Der Élysée ließ am Donnerstag mitteilen, Sérillon werde offizieller Kommunikationsberater. Der 62 Jahre alte Journalist rückt ins Herz der Macht vor.

Die Ernennung ist ein Eingeständnis des Scheiterns. Hollande hat es in den ersten Monaten seiner Amtszeit nicht vermocht, einen überzeugenden Stil zu entwickeln, Autorität auszustrahlen und den Franzosen einen Kurs aus der Krise aufzuzeigen. Stattdessen wirkte er zaudernd, zweideutig. Eigentlich mutige Beschlüsse, zum Beispiel eine kräftige Abgabenentlastung der Unternehmen, gingen unter. In seiner sozialistischen Parlamentsfraktion wird offen bedauert, Hollandes Ruf sei schlechter als seine Politik. Er müsse sich besser verkaufen.

Dabei hatte alles gut begonnen. Hollande erkannte, dass die Franzosen des omnipräsenten Hyper-Präsidenten Nicolas Sarkozy überdrüssig waren. Deshalb versprach er, ein "normaler Präsident" zu werden, auf spektakuläre Inszenierungen zu verzichten und bescheiden dem Volk zu dienen. Im Wahlkampf kam Hollandes Jedermann-Attitüde gut an. Er schlug den gefürchteten Kampagnenkämpfer Sarkozy. Danach meinte Hollande, sein diskretes Image als Präsident beibehalten zu können. Ein Biedermann im Élysée? Das ging nicht gut. Die Franzosen erwarten, dass der Nachfolger eines Charles de Gaulle als Staatsmann auftritt und führt.

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Der Journalist Claude Sérillon, er ist Hollandes neuer Imageberater.

(Foto: AFP)

Sérillon soll Hollande nun mehr Glanz verleihen. Da hat der Präsident eine clevere Wahl getroffen. Der im westfranzösischen Nantes geborene Sérillon arbeitet seit 40 Jahren im Journalismus. Er moderierte einst die Hauptnachrichten im größten Privatsender TF1 sowie im Staatsfernsehen. Außerdem trat er in Kultur- und Politiksendungen auf, schrieb Bücher und Essays.

Unter Kollegen gilt er als mutig und unabhängig. Der parteilose Linke verlor mehrmals den Job, weil er sich mit mächtigen Politikern aller Couleur anlegte. Mal sprach er offen die Diamanten-Affäre des seinerzeitigen Präsidenten Valéry Giscard d'Estaing an. Mal setzte er einem Premier heftig zu. Derartige "Majestätsbeleidigungen", die anderswo selbstverständlich wären, fallen auf im journalistischen Paris. Sie haben Sérillons Karriere geschadet. Doch sie nutzten seinem Ruf.

Der Präsident und sein Kommunikator kennen sich seit Langem. Sie gelten als Freunde. Der Journalist wird dem Staatschef daher ehrlich die Meinung sagen können in Macht- und Marketingfragen. Sérillon hat Hollande bereits im Wahlkampf beraten, beispielsweise vor dem Fernsehduell mit Sarkozy. Auf seine Rolle im Kampagnen-Team angesprochen, sagte er damals: "Erwarten Sie von mir keinen Kommentar. Keinen Satz. Ich sage nichts." Der neue Image-Maler im Élysée wird auch künftig aus dem Schatten heraus wirken, damit sein Motiv, der Präsident, umso heller strahlen kann.

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