Im Profil:Musa Panti Filibus

Der nigerianische Bischof ist neuer Präsident des Lutherischen Weltbundes.

Von Matthias Drobinski

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(Foto: Dirk Heinrich/AP)

Er ist ein Kerl mit breiten Schultern, letztem grauem Flaum auf dem Kopf und selbstbewusstem Lächeln; trüge Musa Panti Filibus nicht dieses Hemd in Geistlichkeits-Lila und das Brustkreuz, könnte man ihn für einen erfahrenen Leibwächter oder ehemaligen Sportler halten. Tatsächlich allerdings ist der 57-Jährige seit Samstag für die nächsten sieben Jahre Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), der 74 Millionen Lutheraner aus 98 Ländern repräsentiert. Die Vollversammlung des LWB wählte ihn in Windhuk in Namibia mit großer Mehrheit - wobei es keinen Gegenkandidaten gab und man sich vorab darauf geeinigt hatte, dass der Bischof aus Nigeria dem bisherigen Präsidenten, dem Palästinenser Munib Younan, folgen sollte.

Einiges schultern muss Musa Panti Filibus aber auch in diesem Amt. Der Lutherische Weltbund ist in vielen Fragen der Ökumene der wichtigste Verhandlungspartner des Vatikans; auch deshalb besuchte Papst Franziskus zum Beginn des Reformationsjubiläums den Lutherischen Weltbund an seinem Gründungsort im schwedischen Lund. Bei Gesprächen mit den römischen Würdenträgern könnte es helfen, dass Filibus Gottesdienste in Nigeria ziemlich katholisch mit golddurchwirkter Mitra und Krummstab feiert. Dass dies die zähen Gespräche über die verbleibenden Streitfragen zwischen den Kirchen einfacher macht, ist trotzdem nicht zu erwarten.

Noch mühsamer könnte es werden, den Weltbund der Lutheraner zusammenzuhalten. Den Urenkeln des Reformators geht es nicht anders als den Anglikanern und auch Katholiken: Es gibt zunehmend Konflikte zwischen den wachsenden und zunehmend selbstbewussten, aber konservativen Kirchen des armen Südens und den schrumpfenden liberalen Kirchen des Nordens. So hätten viele der in Windhuk versammelten Frauen gerne die erste Frau an die Spitze des LWB gewählt, das aber wäre wohl zur Zerreißprobe für den Bund geworden. Immerhin kommt Filibus aus einer der wenigen afrikanischen Kirchen, die Frauen ordinieren, er ist selbst mit einer Pfarrerin verheiratet. Und bis 2013 arbeitete er in der LWB-Zentrale in Genf, dort war er auch mitverantwortlich dafür, dass die Geschlechtergerechtigkeit ein wichtiges Thema des LWB wurde. Das werde es auch bleiben, betonte Filibus in Windhuk. Tatsächlich könnte er hier zu einem Vermittler zwischen den Kulturen werden.

Vor allem aber steht der neue oberste Lutheraner für ein globalisiertes Christentum, das sich als mitverantwortlich sieht für die Gestaltung dieser Globalisierung; Filibus sprach von der "diakonischen Antwort in einer leidenden Welt"; der LWB solle hier ein "Schlüsselspieler" für mehr Gerechtigkeit sein. Und auch das Thema Religion und Gewalt dürfe der LWB nicht aussparen. In Nigeria hätten die Religionen lange friedlich zusammen gelebt. Nun hätten zwei Diözesen im Norden über Monate fast alle Gottesdienste abgesagt, aus Angst vor den Anschlägen der Terrorgruppe Boko Haram.

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