Im Profil: Hansjörg Eiff:Politische Vorhut und Nato-Botschafter in Mazedonien

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Bernhard Küppers

(SZ vom 20.08.2001) - Als Demonstranten in Skopje auf einem Höhepunkt der mazedonischen Krise westliche Botschaften mit Steinen bewarfen und Wagen internationaler Missionen in Brand steckten, irrten sie sich in einer Adresse.

Der Nato-Vertreter Hansjörg Eiff hatte seit seinem ersten Einsatz in Mazedonien während und nach dem Kosovo-Krieg von 1999 das Büro gewechselt. Bewacht von einem hünenhaften Fahrer blieb auch sein Auto unangetastet - ein unauffälliger Mietwagen mit dem lokalen Kennzeichen SK.

Für den Deutschen neigt sich der zweite Einsatz in Mazedonien und auch die zweite Verlängerung seines diplomatischen Berufslebens dem Ende zu, wenn die Nato-Truppe für die Operation "Essential Harvest" (Bedeutende Ernte) stationiert sein wird und mit dem Einsammeln von Waffen der albanischen Freischärler begonnen hat.

Der 68-Jährige meint, der "Knackpunkt" komme erst, "wenn die Nato nach erfülltem Soll wieder abzieht und die mazedonischen Polizei in die Gebiete zurückkehren will, die jetzt von der so genannten Nationalen Befreiungsarmee (UCK) besetzt sind".

Auch wenn dies das zunächst letzte Glied in einer Kette von Einsätzen auf dem Balkan sein wird - die Nato hat sich auf ein solch diffiziles Unternehmen noch nicht eingelassen.

3500 Soldaten sollen innerhalb von 30 Tagen Waffen einsammeln, die Aufständische samt ihrer Uniformen freiwillig hergeben sollen. Gleichzeitig soll das mazedonische Parlament Verfassungsänderungen und Gesetze verabschieden, die den Status der albanischen Volksgruppe aufwerten.

Eiff hat an dem Konzept und den Kontakten für das zweigleisige Unterfangen mitgewirkt. Unterhändler der USA und der EU drängten die maßgeblichen slawisch-mazedonischen und albanischen Parteien des Landes zu dem politischen Rahmenabkommen, während sich die Nato-Vertreter wegen der Waffenstillstände und der Ablieferung der Waffen dem politischen Vertreter der UCK, Ali Ahmeti, widmeten.

Neben Eiff tat dies in erster Linie dessen holländischer Kollege Peter Feith als Nato-Sonderbeauftragter. Zuvor war im Mai ein ähnlicher Vorstoß des amerikanischen OSZE-Sonderbeauftragten Robert Frowick an mangelnder Absicherung gescheitert.

In einem früheren Stadium hatte es Erwägungen gegeben, Ahmeti samt anderer Führer der UCK im Kosovo festzunehmen, "um dem ganzen Spuk ein Ende zu bereiten", wie es damals hieß. Stattdessen unterzeichnete nun Ahmeti den Entwaffnungsvertrag.

Zuvor hatte Nato-Generalsekretär George Robertson die öffentliche Zusicherung des mazedonischen Präsidenten Boris Trajkovski erwirkt, dass die Freischärler eine Strafverfolgung nicht gewärtigen müssten, es sei denn durch das Haager Tribunal wegen Kriegsverbrechen.

Eiff war lange genug mit dem Balkan beschäftigt, um die Unbeständigkeit der Verhältnisse und die geringe Haltbarkeit von Vereinbarungen zu kennen.

In Belgrad war der gebürtige Frankfurter und promovierte Jurist vor Titos Tod Gesandter und dann noch einmal - beim Zerfall des früheren Jugoslawien - der letzte deutsche Botschafter. Danach vertrat er Deutschland bei der OSZE in Wien.

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