Ilse Aigner im Dioxin-Skandal:Die Kurzschlussministerin

Sie steht da wie eine Schülerin, die bei der Ausrede für die schlechten Hausaufgaben ertappt wurde: Der Dioxin-Skandal offenbart die schwache Nerven von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner.

Daniela Kuhr

Schon die vergangene Woche war keine gute für Agrarministerin Ilse Aigner. Immer mehr Kritiker fanden sich, die ihr im Dioxin-Skandal zögerliches Verhalten vorwarfen. Doch die jetzige Woche beginnt noch schlimmer. Es hat ganz den Anschein, als sei sie von Bundeskanzlerin Angela Merkel zurückgepfiffen worden.

Aigner trifft Landwirte, Futtermittelhersteller und Verbraucherschuetzer

Die Kritik an Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner wird nicht leiser. Der Umgang mit dem Dioxin-Skandal ist zum Kompetenzgerangel zwischen Bund und Ländern verkommen.

(Foto: dapd)

Nachdem am Wochenende überraschend weitere Bauernhöfe gesperrt werden mussten, hatte Aigner dem schwarz-gelb regierten Niedersachsen ein Ultimatum gestellt und personelle Konsequenzen gefordert. Das stand der CSU-Ministerin nicht gut zu Gesicht.

Dabei ist ihr Unmut nachvollziehbar. Erst am Freitagabend hatte sie - begleitet von zahlreichen Fernsehkameras - die zuständige Behörde in Niedersachsen besucht und gelobt. Sollte da bereits bekannt gewesen sein, dass weitere Sperrungen nötig sind und sie wurde nicht informiert, wäre das sehr ärgerlich.

Nur: Es ist kein vernünftiger Grund erkennbar, warum das absichtlich geschehen sein sollte. Und obwohl die Sache noch nicht aufgeklärt war, forderte Aigner umgehend personelle Konsequenzen. Dafür gibt es nur eine Erklärung: Ihr müssen die Nerven durchgegangen sein.

Es zeigt sich wieder einmal: Wer unter starken Druck gerät, sollte kurz, aber entschieden die Pausetaste drücken, kritisch mit sich selbst ins Gericht gehen: Was ist dran an den Vorwürfen, denen man ausgesetzt ist? Und dann, aber erst dann, wieder tatkräftig ans Werk gehen.

Aigner hat sich diese Zeit zur Reflexion nicht genommen. Das rächt sich jetzt. In der Öffentlichkeit steht sie da wie die Schülerin, die davon abzulenken versucht, dass sie ihre Hausaufgaben schlecht gemacht hat - indem sie mit dem Finger auf andere zeigt.

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