HRE-Prozess:Vergeigt

Die Staatsanwaltschaft München lässt die Manager davonkommen.

Von Marc Beise

Es war ein Symbolprozess zur Aufarbeitung der Finanzkrise, ein jahrelanges Verfahren unter heftiger Anteilnahme der Fachwelt und der Öffentlichkeit - und umso mehr schmerzt es, wie kläglich er nun endet. Gegen lächerlich geringe Geldauflagen wurde der Prozess gegen den ehemaligen Chef der Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) und den früheren Finanzchef eingestellt. Nicht etwa, weil die Angeklagten über alle Zweifel erhaben gewesen wären. Nicht etwa, weil gar kein Schaden angefallen wäre. Sondern schlicht deshalb, weil das Gericht Zweifel hatte, dass die Beweisaufnahme vor Eintritt der Verjährung im Jahr 2018 hätte abgeschlossen werden können.

Rechtlich mag diese Entscheidung zwingend gewesen sein, politisch ist sie eine Katastrophe. Wer sich in der Zeit der großen Krise 2007 in Finanzkreisen umsah, erinnert sich an Manager, die entweder ahnungs- oder skrupellos waren, die Risiken eingingen, die sie nicht ansatzweise überblickten, die jede kaufmännische Vorsicht und manchmal auch jedes Verantwortungsgefühl vermissen ließen. Am Ende standen ihre Firmen am Rande des Abgrunds, allein die HRE musste der Staat, also der Steuerzahler, mit vielen Milliarden Euro retten. Das hätte man gerne aufgearbeitet gesehen, aber die Münchner Staatsanwälte bekamen das HRE-Verfahren zehn Jahre lang nicht in den Griff. Sie hinterlassen juristische Trümmer und moralische Empörung.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: