Hongkong:Polizei nimmt Organisatoren der Massenproteste fest

A protester is carried away by police officers from a street after staying overnight at Hong Kong's financial Central district

Sitzblockade für mehr demokratische Freiheiten: Polizisten tragen einen Demonstranten in Hongkong weg, der an einer nächtlichen Aktion teilgenommen hat. Nun sind die Organisatoren der Proteste angeblich festgenommen worden.

(Foto: Bobby Yip/Reuters)

Es war einer der größten Protestmärsche für mehr Demokratie: In Hongkong gingen Hunderttausende gegen den Einfluss Pekings auf die Straße. Jetzt sollen die Organisatoren der Demonstration festgesetzt worden sein.

  • Hunderttausende haben in Hongkong vor wenigen Tagen für mehr Freiheit demonstriert. Nun soll die Polizei fünf Organisatoren der Demonstration festgenommen haben.
  • Den Aktivisten wird Behinderung von Polizeiarbeit vorgeworfen. Die Organisation Civil Human Rights Front spricht hingegen von "politischer Verfolgung".

Polizei nimmt Organisatoren der Massenproteste in Hongkong fest

Die chinesische Führung dürfte die Massenproteste als Kampfansage gewertet haben: So viele Menschen wie seit zehn Jahren nicht mehr gingen in Hongkong am 1. Juli auf die Straße. Sie demonstrierten gegen den Einfluss von Peking, für mehr Demokratie, für freie Wahlen. Nun soll die Polizei fünf Organisatoren der Demonstration festgenommen haben. Den Aktivisten werde Behinderung von Polizeiarbeit vorgeworfen. Dies teilte die Organisation Civil Human Rights Front mit. Die Polizei wollte sich zunächst nicht dazu äußern.

Anlässlich des Jahrestages der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie an China 1997 hatten am Dienstag nach Angaben der Organisatoren mehr als 500 000 Menschen das Recht auf freie und direkte Wahlen in der autonom regierten chinesischen Sonderverwaltungsregion gefordert. Der Hongkonger Polizeiinspektor Leung Sai-kau hatte daraufhin angekündigt, gegen die Organisatoren der Demonstration könnten rechtliche Schritte eingeleitet werden. Der Protestzug habe sich "sehr langsam" bewegt, kritisierte Leung. Die Polizei hatte die Zahl der Protestteilnehmer auf 92 000 geschätzt, die Organisatoren sprachen hingegen von 510 000 Menschen.

Organisatoren sprechen von "politischer Verfolgung"

"Wir sind sauer. Die Regierung hat nicht auf den Ruf nach freien Wahlen von 510 000 Menschen geantwortet, die sich dem Protestmarsch angeschlossen hatten", hieß es in der Mitteilung der Organisation Civil Human Rights Front. "Stattdessen wurde offensichtlich politische Verfolgung gewählt."

Im Anschluss an den Massenprotest hatten Aktivisten einige Straßen im Finanzdistrikt von Hongkong über Nacht blockiert. Mehr als fünf Stunden lang hatten Polizisten Demonstranten von den Straßen weggetragen. 511 Teilnehmer wurden festgenommen.

Hintergrund der Proteste

Nach dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" wird Hongkong als eigenes Territorium autonom regiert und genießt - anders als der Rest Chinas - auch Rede- und Versammlungsfreiheit. Hintergrund der Proteste ist ein Streit um die Wahl des nächsten Regierungschefs 2017. Die kommunistische Führung in Peking will zwar erstmals eine Direktwahl zulassen, aber weiter die Auswahl der Kandidaten kontrollieren, um ihre Loyalität gegenüber Peking sicherzustellen.

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