Hongkong:Protest gegen Führung

Zum Jahrestag der Rückgabe an China formiert sich in Hongkong der Widerstand gegen die Verwaltung. Sie gilt als loyal gegenüber Peking.

Am 19. Jahrestag der Rückgabe an China haben in der früheren britischen Kolonie Hongkong Protestkundgebungen gegen die politische Führung begonnen. Am Rande einer Feierstunde forderten Dutzende Demonstranten den Rücktritt des als china-treu geltenden Verwaltungschefs Leung Chun Ying und verbrannten ein Bild des Politikers. Noch am Freitag sollte eine Großkundgebung stattfinden, zu der bis zu 100 000 Demonstranten erwartet wurden.

Die Bürger Hongkongs seien "wütend auf die gegenwärtige Regierung und sehr enttäuscht über den bisherigen Verlauf der Entwicklung", sagte der Kundgebungsorganisator Jackie Hung von der Zivilen Bürgerrechtsfront. Die Polizei warnte, sie werde "resolut und effektiv gegen illegale Aktionen" vorgehen. Sie wies darauf hin, dass eine von Unabhängigkeitsbefürwortern geplante Kundgebung nicht offiziell angemeldet und genehmigt sei.

Die damalige britische Kronkolonie Hongkong wurde 1997 an China übergeben - unter der Formel "ein Land, zwei Systeme". Die Volksrepublik sagte Hongkong für 50 Jahre weitreichende innere Autonomie zu. Die Hongkonger Opposition wirft Peking jedoch vor, sich zunehmend in die Angelegenheiten der Stadt einzumischen und damit die Autonomievereinbarungen zu verletzen. Der Hongkonger Führung lastet sie an, sich dem chinesischen Einfluss nicht genug entgegenzustellen. 2014 hatte sich dieser Ärger schon einmal in wochenlangen Großdemonstrationen entladen. Nun gewinnen Fürsprecher einer völligen Unabhängigkeit Hongkongs langsam an Zulauf.

Für Empörung sorgte zuletzt der Fall des Hongkonger Buchhändlers Lam Wing Kee, der im vorigen Jahr vorübergehend verschwunden war. Lam beschuldigte die chinesischen Behörden nach seinem Wiederauftauchen, ihn nach China entführt, monatelang festgehalten und verhört zu haben. Lam vertrieb in seinem Buchladen Titel, die sich kritisch mit der Führung in Peking auseinandersetzten. Der Fall schürte die Sorgen der Opposition, dass China sich zunehmend über die Autonomieregelungen hinwegsetzt.

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