Hongkong:Ein Land, ein System

Chinas Präsident Xi stellt klar: Peking bestimmt in Hongkong.

Von Christoph Giesen

Ein Betonklotz steht im Westen Hongkongs, inmitten des geschäftigen Lebens. Die Scheiben verspiegelt, auf dem Dach eine Radarkuppel. Wer hier jeden Morgen ins Büro geht, weiß niemand so genau. Immerhin haben sie ein Messingschild am Eingang angebracht: "Verbindungsbüro der zentralen Volksregierung in der Sonderverwaltungszone Hongkong". Pekings Repräsentanz. Die Hongkonger nennen das Gebäude bloß Sai Wan.

So heißt der Stadtteil. Zwei U-Bahn-Stationen entfernt liegt der Sitz der Regierungschefin: Chung Wan - ebenfalls ganz pragmatisch nach dem Stadtteil benannt. In Chung Wan residiert Carrie Lam, am Wochenende hat sie ihren Amtseid abgelegt. Sie sprach Hochchinesisch und schüttelte danach ergriffen Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping die Hand. Doch das war der Demutsgesten nicht genug. In einer Rede erklärte Xi Hongkong zu Chinas Kerninteresse. Jeder Versuch, die Zentralregierung infrage zu stellen, sei das "Überschreiten einer roten Linie". Seine Botschaft an die Demonstranten: Hört auf, es ist nutzlos. So deutlich hat es noch kein Politiker aus Peking formuliert.

Als Hongkong vor 20 Jahren von Großbritannien an China zurückgegeben wurde, da hieß die gängige Formel: "Ein Land, zwei Systeme". Wenn das wirklich einmal galt, ist spätestens jetzt klar: Hongkong wird von China aus regiert. Die Macht hat Sai Wan. Ein Land, ein System.

© SZ vom 03.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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