Holocaust-Leugner und Piusbruder:Bischof Williamson engagiert Neonazi-Anwalt

Neuer Ärger um den britischen Bischof Richard Williamson: Er setzt auf rechtsextreme Hilfe - und seine Piusbruderschaft droht mit Rauswurf. Papst Benedikt XVI. räumt derweil einen eigenen Fehler in der Causa Williamson ein - und tadelt die Kanzlerin.

Ein Bischof mit merkwürdigen Helfern: Richard Williamson holt sich juristische Unterstützung von Rechtsaußen: Der Holocaust-Leugner von der erzkonservativen Piusbruderschaft hat dem Spiegel zufolge für das Berufungsverfahren wegen Volksverhetzung vor dem Landgericht Regensburg einen rechtsextremen Anwalt engagiert.

Richard Williamson

Ein Videostandbild vom November 2008 zeigt Bischof Richard Williamson während des Interviews, in dem er die Judenvernichtung durch das Hitler-Regime geleugnet hatte.

(Foto: AP)

Wolfram Nahrath war dem Magazin zufolge letzter "Bundesführer" der 1994 verbotenen Wiking-Jugend und ist heute NPD-Mitglied. Einst habe er ein Praktikum beim inzwischen gestorbenen Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger absolviert.Die um Aussöhnung mit dem Vatikan bemühte Piusbruderschaft droht dem umstrittenen britischen Bischof wegen der Beauftragung des Neonazi-Anwalts mit Rauswurf. Der Generalobere der Bruderschaft, Bischof Bernard Fellay, forderte Williamson auf, die Entscheidung zurückzunehmen und sich nicht durch politische Thesen instrumentalisieren zu lassen, die absolut nichts mit seiner Aufgabe als katholischer Bischof im Dienst der Bruderschaft zu tun hätten.

"Sollte er diesem Befehl nicht gehorchen, muss er mit dem Ausschluss aus der Priesterbruderschaft St. Pius X. rechnen", hieß es in einer Mitteilung der Bruderschaft. Williamson wurde dem Spiegel zufolge ferner aufgefordert, seine Berufung vor Gericht zurückzuziehen und das Urteil vom Frühjahr zu akzeptieren.Williamsons bisheriger Verteidiger Matthias Loßmann und sein Mandant hatten sich kürzlich getrennt. "Es ist in beidseitigem Einverständnis geschehen", sagte Loßmann.

Sein Nachfolger beantragte dem Magazin zufolge vergangene Woche in Regensburg eine Verschiebung der für Ende November terminierten Verhandlung, um sich in die Akten einlesen zu können. Der britische Bischof Williamson war im April vom Amtsgericht Regensburg wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro verurteilt worden.

Sein Verteidiger hatte einen Freispruch gefordert, die Staatsanwaltschaft eine höhere Geldstrafe. Gegen das Urteil hatten beide Berufung eingelegt.Anfang 2009 hatte Papst Benedikt XVI. Williamson neben anderen Bischöfen der Piusbruderschaft von der Exkommunikation befreit. Benedikt stellte nun klar, dass er dies nicht getan hätte, wenn er gewusst hätte, dass Williamson die Existenz der Gaskammern der Nazis leugnet. Im Buch des Autors Peter Seewald, das nächste Woche erscheint und aus dem der Focus vorab zitiert, sagt der Papst: "Dann hätte zunächst der Fall Williamson abgetrennt werden müssen. Aber leider hat niemand bei uns im Internet nachgeschaut und wahrgenommen, um wen es sich hier handelt.

"Williamson hatte in einem Fernsehinterview des schwedischen Senders SVT gesagt, er glaube nicht, dass es im Dritten Reich Gaskammern gegeben habe. Daher seien seiner Meinung nach auch nicht sechs Millionen Juden als "vorsätzliche Strategie Adolf Hitlers" vergast worden. Er glaube vielmehr, dass zwei- oder dreihunderttausend Juden in den Nazi-Konzentrationslagern ums Leben gekommen seienDie Reaktion von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die wegen der "Williamson-Affäre" öffentlich eine Klarstellung zum katholisch-jüdischen Verhältnis gefordert hatte, kritisiert Benedikt XVI. jedoch in dem Buch. Merkel sei ganz offenbar nicht darüber informiert gewesen, dass er erst kurz zuvor jede Leugnung oder Verharmlosung der Schoa erneut für inakzeptabel erklärt hatte.

Die Teilrehabilitierung von vier Bischöfen der erzkonservativen Piusbrüder, darunter Williamson, hatte das Verhältnis zwischen katholischer Kirche und Judentum schwer belastet. Vor allem in Deutschland hatte das Vorgehen des Papstes völliges Unverständnis hervorgerufen. Den Piusbrüdern wird unter anderem vorgeworfen, hinter die Reformen des Zweite Vatikanische Konzils (1962-1965) zurückzuwollen, die als Grundlage einer gemeinsamen Zukunft von Katholiken und Juden gelten, wie Benedikt in der Vergangenheit mehrfach betonte.

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