Hollande und Sarkozy:Komm, flieg mit mir

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François Hollande und Nicolas Sarkozy am 8. Mai 2012. Die Franzosen hatten Sarkozy gerade als Präsident abgewählt, nun fährt er mit seinem Nachfolger Hollande zu Mandelas Trauerfeier nach Johannesburg. (Foto: AFP)

Frankreichs Präsident Hollande bietet seinem Vorgänger Sarkozy einen Platz im Präsidenten-Airbus an, um zur Trauerfeier für Mandela zu fliegen. Der lehnt ab und fliegt in einer anderen Maschine. Und Frankreich spekuliert über ein Sarkozy-Comeback 2017.

Von Lilith Volkert

Wenn am Dienstag mehr als 90 Staats- und Regierungschefs in Johannesburg Nelson Mandela gedenken, werden sich einige Zuschauer vor einer Auferstehung fürchten. Der frühere französische Präsident Nicolas Sarkozy kehrt an diesem symbolischen Ort auf die internationale Bühne zurück. Zum ersten Mal, seit ihn die Franzosen im Mai 2012 aus dem Elysée-Palast gejagt haben. Und wer weiß, ob er danach ohne weiteres wieder verschwindet.

Präsident François Hollande hat seinen Vorgänger eingeladen, ihn zu der Trauerfeier nach Johannesburg zu begleiten. Sarkozy hat zugesagt, will sich allerdings nicht die Schmach geben, als Gast im Präsidenten-Airbus anzureisen. Und so starten am Montagabend "aus praktischen, technischen und wirtschaftlichen Gründen" zwei kleinere Businessjets von Paris in Richtung Johannesburg.

"Das wird eine anstrengende Reise, 13 Stunden, über Nacht. Es ist verständlich, dass jeder der beiden genug Platz für sich braucht", heißt es von Sarkozys Seite. Tatsächlich kann man sich die beiden erbitterten Rivalen, die in den vergangenen anderthalb Jahren kein einziges Mal gemeinsam gesehen wurden, nicht so lange auf derart engem Raum vorstellen.

Französische Medien rätseln unterdessen, was Hollande mit seiner Einladung bezweckt. Ist dieser Schachzug besonders klug oder besonders dumm? Tatsächlich hat der Sozialist ein Interesse daran, dass Sarkozy weiterhin ein wenig auf der innenpolitischen Bühne herumkaspert. Wenn sich der Ex-Präsident immer wieder in die internen Machtkämpfe der Konservativen einmischt, kann sich Hollande sicher sein, dass diese so zerstritten bleiben wie bisher.

Sarkozy plant schon sein Comeback 2017

Doch indem er Sarkozy den Weg auf die internationale Bühne öffnet, geht er ein Risiko ein, dessen Folgen er nicht kontrollieren kann, befürchtet das linksliberale Magazin Le Nouvel Observateur. Denn in die Rolle des Politpensionärs à l'américaine - Barack Obama reist mit seinen Vorgängern George W. Bush, Bill Clinton und Jimmy Carter im Schlepptau an - wird sich der Franzose nicht drängen lassen.

Sarkozy, der als Präsident angekündigt hatte, nach seiner Amtszeit "richtig Kohle" machen zu wollen, hat in den vergangenen anderthalb Jahren die lukrativsten Angebote aus der Wirtschaft ausgeschlagen. Ihm wird nachgesagt, dass er sich im Verborgenen bereits für die Präsidentschaftswahl 2017 rüstet.

Französische Politiker loben Hollandes Einladung schlicht als versöhnliche Geste. Sarkozys ehemalige Sprecherin Nathalie Kosciusko-Morizet will darin sogar den "Nachhall der außergewöhnlichen Persönlichkeit von Nelson Mandela" erkennen, der es schließlich immer wieder geschafft hat "Hass zu überwinden". Ein Geist, der vermutlich verflogen sein wird, sobald die beiden Politiker wieder in Paris gelandet sind.

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