Hollande setzt sich durch:Französisches Parlament beschließt endgültig Homo-Ehe

Trotz der Massendemonstrationen von Frankreichs Konservativen hat die Nationalversammlung die Homo-Ehe legalisiert - gleichgeschlechtliche Paare haben nun auch Adoptionsrechte. Die Opposition kündigt eine Verfassungsklage an.

Das in Frankreich hoch umstrittene Gesetz zur Legalisierung der Homo-Ehe hat endgültig das Parlament passiert. Für die Reform, die gleichgeschlechtlichen Paaren auch ein Adoptionsrecht verleiht, votierte am Dienstag in einer Schlussabstimmung eine deutliche Mehrheit der Abgeordneten: 331 stimmten dafür, 225 Parlamentarier dagegen.

Damit führt Frankreich trotz des erbitterten Widerstands der konservativen Opposition und der katholischen Kirche als 14. Land weltweit die Homo-Ehe ein. Staatschef François Hollande setzt so eines seiner zentralen Wahlversprechen um, nach einer Prüfung durch das Verfassungsgericht könnte das Gesetz noch vor der Sommerpause in Kraft treten.

Die konservative Opposition hat bereits eine Verfassungsklage gegen das Gleichstellungsgesetz angekündigt. In den vergangenen Wochen waren Hunderttausende bei Massendemonstrationen gegen das Vorhaben auf die Straße gegangen, sie kritisieren vor allem das Adoptionsrecht. Das Lager der Gegner besteht in erster Linie aus der konservativen Oppositionspartei UMP, deren Galionsfigur Nicolas Sarkozy im vergangenen Mai die Präsidentschaftswahlen gegen den Sozialisten Hollande verlor, sowie der katholischen Kirche und Familienverbänden.

Die geschwächte UMP, die sich Ende vergangenen Jahres in einem Machtkampf um die Parteiführung fast selbst zerfleischte, fand durch das Thema Homo-Ehe wieder zu Geschlossenheit zurück. "Eine große Demonstration, zu der hunderttausende Menschen kommen werden, um 'Nein' zur Politik der Regierung zu sagen", prognostizierte UMP-Chef Jean-François Copé nun für den 26. Mai. Ex-Verteidigungsminister Hervé Morin von der Zentrumspartei UDI sagte voraus, dass Millionen gegen die Sozialisten auf die Straße gehen würden, wenn die Opposition dazu aufriefe - bereits für Dienstagabend planen die Homo-Ehe-Gegner eine neue Demonstration.

Zuletzt hatte es in der Nationalversammlung bei der Debatte über die Homo-Ehe fast eine Schlägerei gegeben. In 30 Jahren habe er "so etwas noch nie gesehen", sagte Minister Alain Vidalies danach. Andere Sozialisten erhielten Briefe mit Morddrohungen und Schießpulver.

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