Hochzeitsglocken:Massachusetts erlaubt die Homo-Ehe

Seit Mitternacht können Schwule und Lesben im US-Staat Massachusetts - ganz legal heiraten. Der Oberste Gerichtshof hatte am Freitag den Weg für die offizielle Trauung freigemacht. Konservative hatten per Eilantrag versucht, die Eheschließungen im letzten Moment zu stoppen.

Mehr als hundert gleichgeschlechtliche Paare hatten das historische Ereignis am Sonntagabend mit einer Feierstunde bei Musik und Kuchen gewürdigt. Das Rathaus der Stadt Cambridge in der Nähe von Boston öffnete eine Minute nach Mitternacht seine Pforten, um lesbischen und schwulen Paaren die Eheverträge auszustellen. Viele Paare hatten schon seit Samstagabend mit Regenjacken und Stühlen vor den Standesämtern gewartet, um als erste die historischen Heiratsdokumente zu erhalten.

Hochzeitsglocken: Konservative gehen gegen die Homo-Ehen auf die Barrikaden.

Konservative gehen gegen die Homo-Ehen auf die Barrikaden.

(Foto: Foto: AP)

Viele hätten den Wunsch, bei dem historischen Moment dabei zu sein und auf der anderen Seite Angst, dass es wieder schnell vorbei sein könnte, schreibt die Tageszeitung Boston Globe. In Interviews haben Paare auf Schwierigkeiten und Intoleranz sowie auf einen Boykott in den eigenen Familien hingewiesen. Viele bedauerten auch, dass in dem vorwiegend römisch-katholischen Massachusetts nur eine standesamtliche, aber keine kirchliche Trauung möglich sei.

Mit dem Urteil von Massachusetts sind die USA das vierte Land nach den Niederlanden, Belgien und einigen Provinzen Kanadas, in denen schwule und lesbische Paare den Bund fürs Leben schließen können. Am Montag wollten sich sieben homosexuelle Paare in Boston und drei weiteren Städten trauen lassen. US-Präsident George W. Bush möchte im Falle seiner Wiederwahl im November die Homo-Ehe per Verfassungszusatz verbieten.

Katholische Kirche trauert

Der Versuch von Gegnern der Homo-Ehen, mit einer einstweiligen Verfügung vor dem Obersten Gerichtshof der USA die Eheschließungen zu stoppen, war am Freitag gescheitert. In einer Erklärung von Erzbischof Sean P. O'Malley heißt es, mit tiefer Trauer werde die Schaffung von gleichgeschlechtlichen Ehen zur Kenntnis genommen. Die katholische Kirche bleibe der Wahrheit verpflichtet, dass die Ehe das einzigartige Band zwischen Mann und Frau sei.

Massachusetts erlaubt die Homo-Ehe

Um einen Heiratstourismus wie vor wenigen Monaten in San Francisco zu verhindern, will sich der Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney - ein Gegner von Schwulen- und Lesben-Paaren, auf ein Gesetz von 1913 berufen, wonach nur Einwohnern des US-Bundesstaates die Eheschließung erlaubt sei.

Der oberste Gerichtshof des Ostküstenstaates hatte in einem Aufsehen erregenden Urteil im November vergangenen Jahres mit vier zu drei Stimmen entschieden, dass die Verweigerung der staatlichen Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren diskriminierend ist und die Verfassung des Bundesstaates verletzt. Das Parlament wurde angewiesen, die gesetzlichen Voraussetzungen zur Zulassung der Homo-Ehe ab 17. Mai zu schaffen.

Kerry und Bush gegen Homo-Ehen

Das Parlament von Massachusetts stimmte im März zwar für eine Verfassungsänderung, die Homo-Ehen explizit verbietet. Die Entscheidung tritt aber frühestens in zwei Jahren in Kraft.

Politiker im ganzen Land arbeiten an Verfassungsänderungen, um die Ehe klar als Verbindung zwischen Mann und Frau zu definieren. Dafür haben sich auch Präsident George W. Bush und sein demokratischer Herausforderer John Kerry, ein Senator aus Massachusetts, ausgesprochen.

In einem Verstoß gegen geltende Gesetze hat der Bürgermeister von San Francisco im Februar mehr als 3400 gleichgeschlechtliche Paare trauen lassen. Der oberste Gerichtshof von Kalifornien verbot die Praxis im März.

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