Hochschulen:Die Lehre nach der Lehre

Studenten ohne Abitur sind gewollt, werden aber kaum gefördert.

Von Johann Osel

Hörsäle hierzulande sind voll wie nie, das Publikum wird bunter. Dazu gehören auch mehr Studenten ohne Abitur. Die Politik hat dies bewusst gefördert, sie lockerte Zugangshürden und wirbt um die neue Zielgruppe. Gut jeder 30. Student heute ist Meister oder hat eine Berufsausbildung. Eine Studie in der Zeitschrift für Soziologie zeigt jetzt: Das Risiko des Scheiterns ist für diese Gruppe viel höher. Man hat die Leute an die Uni gelockt, ihre Bedürfnisse aber ignoriert.

Bildungschancen werden früh verteilt, umso fairer ist es, den zweiten Pfad an die Uni zu fördern. Und weil dem Dualen Berufssystem der Nachwuchs fehlt, ist es gut, wenn eine Lehre nicht als Sackgasse gilt. Man kann, zum anderen, fragen, ob wirklich so viele studieren müssen? Auch die, bei denen es eher nicht reicht? Was aber unstrittig ist: Wer Studenten ohne Abitur haben will, der muss sich ernsthaft um sie kümmern.

Das heißt nicht, das Niveau zu senken, sondern es meint mehr Nachhilfe und Mentoren-Projekte, Flexibilität, weniger Zeitdruck. Uni-Verwaltungen sollten nicht als Bürokraten gegen die erwachsenen Studenten arbeiten, sondern für sie, von der Prüfungsfrist bis zum Kita-Platz; Professoren dürfen nicht so tun, als gebe es eine einheitliche Studentenschaft aus Arztsöhnen und Lehrertöchtern frisch vom Gymnasium. Und die Politik muss Hochschulen genug Geld dafür geben. Als Nebenbei-Aufgabe klappt das eben nicht.

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