Hintergrund:Sicherheit beim Fallschirmspringen

Zwei Schirme und das elektronische Sicherheitssystem Cypres sorgen beim Fallschirmspringen für größtmögliche Sicherheit.

Wenn Jürgen Möllemann sich vor seinem Todessprung vorschriftsmäßig verhalten hat, dann war auch er mit zwei Fallschirmen und Cypres ausgestattet. Das gesamte zehn Kilo schwere Paket muss von einem ausgebildeten Fallschirmtechniker gepackt sein.

Bei einem normalen Sprung lassen sich die Fallschirmspringer in eine Höhe von 3000 bis 4000 Meter fallen. Sechs bis acht Sekunden nach dem Ausstieg sind die Springer rund 200 Kilometer schnell. Bei einem Sprung aus 4000 Meter Höhe dauert der freie Fall "ziemlich genau 60 Sekunden", erklärte am Donnerstag ein Mitglied des Deutschen Fallschirmsportverbandes (DFV). Dann sei eine Höhe von 1000 Metern erreicht, "dann zieht man den Hauptfallschirm". Mit dem geöffneten Schirm dauere es noch zwei bis vier Minuten bis zur Landung.

Falls sich der Hauptfallschirm nicht öffnet, weil Leinen verhakt oder verdreht sind, "brauche ich eine zweite Chance", so der Experte. Die besteht aus dem Reservefallschirm. Für den Fall, dass der Fallschirmspringer selbst nicht mehr in der Lage ist zu reagieren, unterstützt ihn Cypres.

Das elektronische System misst laufend Höhe und Geschwindigkeit. Wenn der Springer in einer bestimmten Höhe noch zu schnell ist, sorgt Cypres dafür, dass der Reserveschirm geöffnet wird. "Es kann normalerweise niemand runterkommen, ohne dass sich der Reservefallschirm öffnet" - sofern das System nicht vom Springer ausgeschaltet wird.

In der Vergangenheit hat das System zum Beispiel reagiert, wenn Fallschirmspringer im Sprung einen Herzinfarkt erlitten. Cypres ist zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, die meisten Sprungplätze machen es allerdings zur Auflage für die Springer - so auch Marl, wo Möllemann am Donnerstag in den Tod stürzte.

(sueddeutsche.de/AFP)

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