Hinrichtung in Japan:Sektenführer hingerichtet

asha

Von Shoko Asahara existieren nur Archivbilder.

(Foto: AFP)

1995 tötete die von ihm geführte Aum-Sekte Unschuldige mit Giftgas in Tokios U-Bahn. Mehr als zehn Jahre nach dem Urteil hat Japan nun Shoko Asahara gehängt - was auf Kritik stößt.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Japans Justiz hat am Freitag Sektenführer Shoko Asahara und sechs seiner Anhänger hingerichtet. "Aum Shinrikyo", wie sich die Sekte nannte, hatte in den Neunzigerjahren 29 Menschen getötet. Beim ihrem schwersten Anschlag mit dem Giftgas Sarin auf die Tokioter Metro im März 1995 erlitten tausend Menschen Vergiftungen, viele mit bleibenden Gesundheitsschäden. Die Anhänger des Weltuntergangskults sind überzeugt, die Einzigen zu sein, die einen "nuklearen Holocaust" überleben.

Asahara und zwölf seiner Anhänger wurden vor mehr als zehn Jahren zum Tode verurteilt. Seither warteten sie in Isolationshaft auf den Galgen - am Freitag wurden die ersten sieben gehängt. Die japanische Justiz gibt nie vorab bekannt, wann sie Todesurteile vollstreckt. Gestützt auf Umfragen behauptet die Regierung, eine große Mehrheit der Japaner stehe hinter der Todesstrafe. Kritiker halten die Umfragen jedoch für manipuliert.

Asaharas Anwalt Yoshihiro Yasuda berichtete im März, sein Mandant sei seit 2006 geistig schwer behindert. Nach dem Gesetz dürfen Verurteilte nur hingerichtet werden, wenn sie zurechnungsfähig sind. Schon deshalb hatte Yasuda gefordert, die Vollstreckung auszusetzen. Ein Amtspsychiater meinte dagegen, der Sektenchef simuliere. Japans "Gesellschaft zur Sektenprävention" setzte sich gegen die Hinrichtungen der Mittäter Asaharas ein. In Japan enden 99,9 Prozent aller Strafprozesse mit Schuldspruch.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: