Herbstfest der Süddeutschen Zeitung in Stuttgart:Gute Nachbarn und sportliche Rivalen

In Stuttgart treffen sich sich die Prominenz aus Politik und Wirtschaft und die Führungsriege der Süddeutschen Zeitung zum SZ-Herbstfest. Zwischen vielen lobenden Wortenkommen auch unangenehme Dinge zur Sprache.

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Quelle: Stephan Rumpf

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Bayern und Baden-Württemberg sind Nachbarn, aber natürlich sind sie noch mehr als das: freundschaftliche Konkurrenten. Die beiden Südländer sind maßgebliche Treiber der guten Lebensverhältnisse in Deutschland und bei jedem Ranking vorn dabei. Politisch trug dieses gedeihliche Neben- und Miteinander lange den Namen "Südschiene" - gemeint war damit auch das Bollwerk zweier schwarzer Landesregierungen. Inzwischen regiert Grün-Rot in Baden-Württemberg, und der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) lobte sogar so etwas wie einen "Wettbewerb der Systeme" aus. Den guten Beziehungen der Menschen konnte das aber wenig anhaben, wie am Freitagabend im Stuttgarter Museum am Löwentor zu beobachten war. Die Süddeutsche Zeitung hatte zu einem kleinen SZ-Herbstfest in die prächtige naturkundliche Sammlung eingeladen - zu einem "Fest der guten Nachbarschaft" zwischen Bayern und Baden-Württemberg, samt bayerischen Brezen und schwäbischen Brezeln.

Ein wesentliches Merkmal der bayerisch-baden-württembergischen Nachbarschaft, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann (li.), sei "die sportliche Rivalität": Ob bei der Zahl der Weltmarktführer, der Patente, den Arbeitslosenzahlen oder bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung - "wir konkurrieren in vielen Bereichen um den Spitzenplatz". Mal seien die Baden-Württemberger vorne, mal die Bayern. Wobei die politischen Spitzen sehr ordentlich miteinander auskommen, erzählte der Ministerpräsident: aus dem Herrn Kretschmann sei "ein Winfried" geworden, und aus Herr Seehofer "ein Horscht".

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Quelle: Stephan Rumpf

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Ohne Berührungsangst: Die etwa 200 Besucher kamen den Dinosauriern des Museums am Löwentor ganz nahe. Neben Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur waren auch viele Medienvertreter da - etwa Peter Boudgoust, der Intendant des SWR. Und sogar der eine oder andere CSU-Mann war aus Bayern angereist, um dem grün-rot regierten Nachbarland die Ehre zu erweisen.

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Quelle: Stephan Rumpf

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Das Herbstfest gab auch Menschen Gelegenheit zum entspannten Gespräch, die in der Sache auch schon mal aneinander geraten sind: Boris Palmer (li.), grüner Oberbürgermeister von Tübingen und lange einer der erbittertsten Gegner des Tiefbahnhofs Stuttgart 21, stand lange mit Hubert Lienhard (Mi.), dem Vorstandsvorsitzenden des Turbinenbauers Voith, und mit Unternehmer Martin Herrenknecht zusammen. Herrenknechts Bohrmaschinen graben die Röhren für Stuttgart 21.

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Quelle: Stephan Rumpf

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Fritz Kuhn (links), ehemaliger Grünen-Bundeschef und jetzt Stuttgarter Oberbürgermeister, ließ seiner Ehefrau Waltraud Ulshöfer für das Gruppenfoto mit Dinosaurier den Vortritt. In gefährlicher Nähe des Dino-Maules: Klaus-Peter Murawski, der Franke, der als Staatsekretär die Staatskanzlei von Ministerpräsident Winfried Kretschmann leitet. Wenige Stunden zuvor hatte Kuhn übrigens den Wasen eröffnet und war dabei so gekonnt wie eben möglich auf die starke Konkurrenz in München eingegangen: "Das Oktoberfest ist zwar größer, aber wir sind bei der Maß günstiger - da sind wir ganz Schwaben."

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Quelle: Stephan Rumpf

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So stark Politik und Wirtschaft im Süden Deutschlands auch sein mögen - es braucht dabei auch stets den kritischen Blick und mitunter unangenehme Einwürfe starker Redaktionen. Auch darüber diskutierten (von rechts) Cem Özdemir, Bundesvorsitzender der Grünen, Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Heribert Prantl, SZ-Innenpolitikchef und Mitglied der Chefredaktion mit Richard Rebmann, Geschäftsführer der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH). Zur SWMH gehört auch die Süddeutsche Zeitung - schwäbisch-bayerische Familienbande also auch hier.

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Quelle: Stephan Rumpf

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Marc Beise, einer der beiden Leiter des SZ-Wirtschaftsressorts, diskutierte mit Tunnelbauer Martin Herrenknecht (li.), Bosch-Geschäftsführer Wolf-Henning Scheider (2. v. re.) und Daimler-Vorstand Christine Hohmann-Dennhardt auch über unangenehme Dinge: Sind Geschäfte in Schwellenländern wirklich ohne Schmiergeld möglich? Hohmann-Dennhardt, übrigens einzige Frau in der Daimler-Spitze, ist für das Einhalten von Recht und Gesetz bei dem Automobilkonzern verantwortlich. "Das funktioniert", sagte die ehemalige Bundesverfassungsrichterin: "Ich erkläre den Mitarbeitern, dass man die meiste Befriedigung aus dem Job zieht, wenn man saubere Geschäfte macht!" Dem stimmte Herrenknecht zu, wobei der Unternehmer einer ist, der auch eigene Methoden hat, um seinen Kopf durchzusetzen. Beim SZ-Fest erzählte er die Anekdote, wie er einmal mit einer Flinte im Büro des Landrats auftauchte, um mit einem gewissen Nachdruck auf eine Baugenehmigung für eine Halle zu drängen.

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Quelle: Stephan Rumpf

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Hat die Automobilbranche, die so stark ist im Süden, überhaupt noch eine Zukunft? Angesichts von jungen Leuten, die einen eigenen Wagen nicht mehr als Statussymbol betrachten? Klar, stellte Daimler-Vorstandsfrau Christine Hohmann-Dennhardt fest. Der von ihr mitgeführte Konzern entwickle sich schließlich immer mehr zum Mobilitätsdienstleister, verleihe Autos, vernetze Eisenbahnen und Leihfahrräder. Bosch-Autochef Scheider macht sich auch keine Sorgen: Autos würden immer gebraucht und dabei würde die technische Expertise von Bosch gebraucht, dem weltweit führenden Autozulieferer. Der Süden Deutschlands sei dabei bestens aufgestellt: "Die Region rund um Stuttgart ist das Mobility Valley", sagte Scheider, mit den Autokonzernen und den vielen Mittelständlern. Diese, betonte Scheider, pflegten natürlich einen guten Kontakt mit den bayerischen Branchenkollegen. Südschiene eben.

Cem Özdemir

Quelle: Stephan Rumpf

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Der ein oder andere "Schnitt" Münchner Bieres wurde ausgeschenkt - etwa an Cem Özdemir, den Bundesvorsitzenden der Grünen, der aus Baden-Württemberg kommt. Unter den Gästen waren auch der baden-württembergische Vize-Ministerpräsident Nils Schmid (SPD) und FDP-Landeschef Michael Theurer. Zu später Stunde erschienen nach Parteiterminen auch noch die beiden CDU-Rivalen Thomas Strobl und Guido Wolf. Strobl, einer von Angela Merkels Stellvertretern in der CDU-Führung, und Wolf, Landtagspräsident, wollen beide Spitzenkandidat ihrer Partei für die Landtagswahl 2016 werden.

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Quelle: Stephan Rumpf

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"Es ist der Anspruch von Bayern und Baden-Württemberg, zu den Besten zu gehören": Ministerpräsident Winfried Kretschmann (re.) im Diskurs mit Wolfgang Krach, dem stellvertretenden Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung.

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Kritisch beäugt von Dinosauriern fanden im Naturkundemuseum der baden-württembergischen Landeshauptstadt die Gäste zusammen. Als Vertreter der Arbeitnehmer waren auch die Landesvorsitzenden der beiden Gewerkschaften Verdi und IG Metall, Leni Breymaier und Roman Zitzelsberger, sowie Konzernbetriebsräte etwa von SAP gekommen - und nutzten die Gelegenheit zum Gespräch mit der Arbeitgeberseite und der Politik.

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Quelle: Stephan Rumpf

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Gereicht wurden - passend "zum Fest der guten Nachbarschaft" (Ministerpräsident Kretschmann) - Spezialitäten aus Bayern und Baden-Württemberg: Brezn und Brezeln, Maultaschen, schwäbisch-hällisches Landschwein, Münchner Bier und fränkischer Wein. Der scheidende politische Korrespondent für Baden-Württemberg, Roman Deininger, blieb gewohnheitsgemäß beim Wasser; im Gegensatz zu seinem Nachfolger Josef Kelnberger und dessen Kollegen Max Hägler, der für die Südwest-Wirtschaft zuständig ist. Der Korrespondentenwechsel im Stuttgarter SZ-Büro war ein Anlass für das Herbstfest.

© SZ.de/mkoh
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