Herbizide:Vom Winde verweht

2015 machte Bio-Bauer Palme einen schlimmen Fund: Im Körnerfenchel waren Rückstände von Herbiziden. Daraufhin wurden neue Bestimmungen für die Anwendung der Gifte erlassen. Den Linken geht das nicht weit genug.

Von Jan Heidtmann

Ein landwirtschaftlicher Betrieb inmitten eines geschützten Reservats, 1100 Hektar im größten zusammenhängenden Öko-Anbaugebiet Deutschlands in der brandenburgischen Schorfheide - mehr bio geht kaum. Doch im vergangenen Sommer machte Landwirt Stefan Palme einen üblen Fund: In seinem Körnerfenchel fanden sich Rückstände der Herbizide Pendimethalin und Proslufocarb.

Dass einige Unkrautbekämpfungsmittel, darunter auch Pendimethalin, beim Auftragen verdampfen und dann auch andernorts landen können, ist bekannt. Doch bislang wurde davon ausgegangen, dass es sich dabei nur um kürzere Strecken handelt. Im Fall von Palmes Gut Wilmersdorf aber hatte auch keiner der konventionellen Höfe in der Nähe das Herbizid verwendet. Das Gift musste also eine weite Strecke zurückgelegt haben, dazu in großer Menge. Die Konzentrationen, die in Tests an Bäumen gefunden wurden, waren hoch.

Im März dieses Jahres sind deshalb die Bestimmungen, wie Pendimethalin und Proslufocarb anzuwenden sind, vom Bundesamt für Verbraucherschutz verschärft worden. Seitdem sind beide Herbizide stark zu verdünnen und dürfen nur ausgebracht werden, wenn der Wind nicht kräftig weht. So sollen "Verflüchtigung und Abdrift" verringert werden.

Den Abgeordneten der Linken im Bundestag geht das nicht weit genug, in einer Kleinen Anfrage haben sie die Bundesregierung nun gedrängt, den Flug der Herbizide aufzuklären. "Die Zulassungsverfahren weisen gefährliche Lücken auf", sagt die agrarpolitische Sprecherin der Linken, Kirsten Tackmann. Tatsächlich entscheidet die Bundesregierung auf der Grundlage von Angaben der Hersteller darüber, ob ein Herbizid zugelassen wird oder nicht. Fragwürdig ist zudem, dass Landwirte wie Stefan Palme mit ihrem Problem allein dastehen. Springen Kunden wegen der belasteten Produkte ab, müssen die Landwirte gegen den mutmaßlichen Verursacher klagen. Da der schwer zu finden ist, hilft sich Palme nun auf anderem Weg: Er erntet bereits kurz nach dem Winter - dann wurden noch keine Herbizide eingesetzt.

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