Hannover:Obama: Europa muss militärisch mehr gegen IS tun

Der US-Präsident fordert bei seinem Besuch in Deutschland in einer Grundsatzrede mehr Luftunterstützung. Amerika schickt weitere 250 Spezialkräfte nach Syrien.

Von Nico Fried, Hannover

Der amerikanische Präsident Barack Obama erhöht den Druck auf die europäischen Verbündeten, sich militärisch noch stärker am Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) zu beteiligen. In einer Grundsatzrede am Rande der Hannover Messe kündigte Obama am Montag an, 250 zusätzliche Spezialkräfte des US-Militärs nach Syrien zu entsenden. Er verband das jedoch mit der Aufforderung an die Verbündeten, ebenfalls die Anstrengungen zu erhöhen: "Auch wenn Europa schon Beachtliches leistet, Europa und die Nato können noch mehr tun", sagte der Präsident. Die internationale Allianz gegen den IS mache Fortschritte. Es gehe nun darum, diese Dynamik zu nutzen.

Der Krieg in Syrien und die Bekämpfung des IS waren zum Abschluss des Besuchs in Hannover auch Thema eines Treffens Obamas mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident François Hollande, dem britischen Premier David Cameron und Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi. In seiner Rede hatte Obama konkret mehr Luftunterstützung und militärisches Ausbildungspersonal gefordert. Er appellierte an Europa, seinen Teil zur Wahrung der gemeinsamen Sicherheit zu leisten. Die USA könnten "diesen Herausforderungen nicht alleine begegnen".

Nach Angaben Merkels wurde in dem Fünfertreffen nicht konkret über ein verstärktes Engagement gesprochen. Die "große Herausforderung des IS" bleibe bestehen. "Wir werden unsere Aktivitäten weiter eng abstimmen", sagte die Kanzlerin.

Deutschland beteiligt sich derzeit mit Aufklärungs-Tornados am Kampf gegen den IS in Syrien und im Irak. Die Bundesregierung hat außerdem die kurdischen Peschmerga-Kämpfer im Norden des Irak mit Waffen ausgerüstet.

Die USA haben bislang 50 Spezialkräfte in Syrien stationiert. Mit der Aufstockung wird das Kontingent versechsfacht, was auch in den USA zu kritischen Nachfragen führen dürfte. Erst vor wenigen Tagen hatte Obama zudem die Entsendung von 217 zusätzlichen Spezialkräften in den Irak bekannt gegeben. Obamas Vize-Sicherheitsberater Ben Rhodes versicherte jedoch in Hannover, die US-Soldaten würden nicht in Kämpfe mit dem Feind geführt, sondern sollten lokalen Kräften beratend zur Seite stehen. Dieses Vorgehen habe sich zuletzt als erfolgreich erwiesen und solle deshalb verstärkt und beschleunigt werden. Rhodes unterstrich die Botschaft dieser Aufstockung an die Europäer: Die USA seien bereit, "unseren Job zu machen", erwarteten dies aber auch von den Verbündeten.

Obama verband den Appell an die Europäer mit einer ausführlichen Würdigung der Europäischen Union und der transatlantischen Partnerschaft. "Die Welt braucht ein starkes, wohlhabendes, demokratisches und vereintes Europa", sagte der Präsident. Vielleicht brauche es jemanden von außen wie ihn, "um Ihnen zu sagen, was Sie Großartiges erreicht haben". Wichtige Fragen von Souveränität und Lastenteilung seien über die Jahre gelöst worden. "Amerika stand an Ihrer Seite bei jedem Schritt auf dieser Reise."

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