Hamburg: SPD:Gelungener Konter

Die SPD in Hamburg vermeldet einen Neuzugang, der es in sich hat. Die Partei will Handelskammer-Präses Frank Horch als Wirtschaftssenator - wenn Olaf Scholz der erste Bürgermeister der Hansestadt werden sollte.

R. Wiegand

Es ist noch nicht allzu lange her, da feierte sich die Hamburger CDU für einen gelungenen Coup auf dem Transfermarkt für angehende Politiker. Sie sicherte sich die Dienste des auch von der FDP umworbenen Schulreform-Gegners Wolfgang Scheuerl, spendierte dem Parteilosen einen komfortablen Listenplatz und hoffte darauf, so einen großen Teil der konservativen Kundschaft in der Hansestadt zurückgewinnen zu können. Selbst die SPD zuckte kurz zusammen ob des Lebenszeichens der Union, die in Umfragen etwa 17 Prozentpunkte hinter den Sozialdemokraten dümpelt.

Frank Horch als Kandidat fuer Amt des Hamburger Wirtschaftssenators vorgestellt

Der bisherige Handelskammer-Präses Frank Horch, 62, soll das Wirtschaftsressort übernehmen, wenn denn der Erste Bürgermeister der Hansestadt künftig Olaf Scholz heißen sollte.

(Foto: dapd)

Doch nun hat die SPD klug gekontert und ihrerseits einen Neuzugang zu vermelden, der es in sich hat. Olaf Scholz vergaß sogar für einen Moment seinen eigenen Spott, wonach Kompetenzteams und Schattenkabinette nur eine Marotte seien, auf die er geflissentlich zu verzichten gedenke, um seinen ersten Schatten-Senator für die Bürgerschaftswahl am 20. Februar zu präsentieren. Der bisherige Handelskammer-Präses Frank Horch, 62, soll das Wirtschaftsressort übernehmen, wenn denn der Erste Bürgermeister der Hansestadt künftig Olaf Scholz heißen sollte.

Noch heißt der Regierungschef aber Christoph Ahlhaus (CDU). Dieser hätte Horch gern in seinem Kabinett gehabt, nachdem im vergangenen Sommer im Zuge des Rücktritts von Ole von Beust auch der damalige Wirtschaftssenator Axel Gedaschko die Segel gestrichen hatte. Doch angeblich wollten ihn die Grünen nicht. Horch wird das nicht unrecht gewesen sein. Der gelernte Schiffbauer, der seit Jahrzehnten Spitzenpositionen in der Hamburger Wirtschaft einnimmt - derzeit als Geschäftsführer der Werft Blohm und Voss - äußerte in einer Rede zu Silvester Kritik an Schwarz-Grün und würdigte zugleich die Leistung von Scholz als Bundesarbeitsminister.

Zu diesem Zeitpunkt waren sich der SPD-Landesvorsitzende und der Handelskammer-Präses aber auch schon einig über den möglichen Seitenwechsel. Mit dem parteilosen Horch unterstreicht die SPD die Ernsthaftigkeit ihrer Absicht, der Wirtschafts- und Hafenpolitik einen hohen Stellenwert einzuräumen - inklusive der Elbvertiefung. Wollen die Grünen mitregieren, werde sie kein zweites Mal an Horch vorbeikommen.

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