Hamburg:Naumann zieht sich aus der Politik zurück

Der gescheiterte SPD-Spitzenkandidat Michael Naumann legt sein Mandat in der Hamburger Bürgerschaft nieder. Er will sich künftig nur noch seiner Aufgabe als Mitherausgeber der Wochenzeitung Die Zeit widmen.

Ralf Wiegand, Hamburg.

Noch ein letztes Mal hat die Partei, hat die SPD diesem Michael Naumann bewiesen, dass aus ihm kein Polit-Profi mehr wird. Schon vor einer Woche hatte Naumann, 66, der frühere Kultur-Staatsminister aus dem Kabinett Schröder und Bürgermeister-Kandidat bei den vergangenen Hamburger Wahlen, einen langen Brief an seine Hamburger Parteifreunde geschrieben, aber noch nicht abgeschickt.

Hamburg: Zieht sich aus der Politik zurück: Michael Naumann

Zieht sich aus der Politik zurück: Michael Naumann

(Foto: Foto: ddp)

Erst am heutigen Freitag werden die Elb-Sozis im Briefkasten die Erklärung dafür finden, warum Naumann die Politik ein zweites Mal verlässt. "Ich werde mein Mandat zum 15. Juni niederlegen", sagte Naumann, "denn Journalist und Abgeordneter, das geht nicht." Hintergrund ist sein ruhender Arbeitsvertrag mit der Wochenzeitung Die Zeit. Das Blatt forderte eine Entscheidung, ob Naumann noch einmal als Herausgeber zurückkehren wolle oder nicht. Naumann hat entschieden: Er will.

Was er nicht wollte, ist, dass diese Nachricht vor seiner Rückkehr aus den USA durchsickert, wo er sich bis heute aus privaten Gründen aufhält. Stillschweigen war vereinbart mit den wenigen Personen aus der Parteispitze, denen er sich anvertraut hatte. Doch wie so häufig musste der politische Seiteneinsteiger die Erfahrung machen, dass die Partei anders tickt als er - schon am Donnerstag bestätigte die SPD einen Medienbericht über seinen Rückzug.

Michael Naumann hatte noch im Wahlkampf behauptet, er werde sein Bürgerschaftsmandat auch im Falle einer Niederlage gegen Ole von Beust (CDU) im Kampf ums Rathaus auf jeden Fall annehmen. "Ich habe mir da nichts vorzuwerfen", sagt er jetzt, da sein Rückzug aus eben jener Bürgerschaft feststeht. "Ich wollte ins Rathaus, um über eine Große Koalition zu verhandeln. Das war mein ehrliches Ziel."

Nun, da diese Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD gar nicht erst stattgefunden haben, stattdessen schwarz-grün regiert, ist für Naumann in der sozialdemokratischen Fraktion kein Platz.

Dass sein Stern sank, der ohnehin nur deshalb aufgegangen war, weil Naumann sich in einer schier ausweglosen Situation seiner Partei als Spitzenkandidat zur Verfügung gestellt hatte, merkte der gescheiterte Bürgemeister-Aspirant schon direkt nach der Wahl. "Ich wusste ja, dass die Halbwertszeit eines Spitzenkandidaten kurz ist, ein paar Wochen vielleicht. Bei mir waren es keine 30 Minuten."

Niemand habe ihm auch nur das Vorgriffsrecht etwa auf den Fraktionsvorsitz angeboten. Er hätte womöglich, als prominente Person, noch eine Weile im Parlament bleiben können. Aber letztlich habe er, eben ein Seiteneinsteiger, eine Entscheidung für den Rest seines beruflichen Lebens treffen müssen: "Ich gehe gern zur Zeit zurück", sagt Naumann.

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