Durch die Kämpfe zwischen der radikalislamischen Hamas und der Fatah-Organisation ist es zu schweren Menschenrechtsverletzungen gekommen. Sowohl die Fatah-Bewegung von Mahmud Abbas als auch die radikalislamische Hamas habe die Zivilbevölkerung in ihren gewaltsamen Machtkampf hineingezogen, heißt es in einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai). Im ersten Halbjahr 2007 seien allein im Gazastreifen etwa 350 Menschen getötet worden.
Schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen würden durch die innerpalästinensische Gewalt regelrecht angeheizt, heißt es in dem Bericht. Seit die Hamas im Juni den Gazastreifen unter ihre Kontrolle gebracht habe, bediene sie sich immer häufiger willkürlicher Festnahmen und Folterungen.
Aber auch im von der Fatah-Bewegung kontrollierten Westjordanland würden Hunderte Hamas-Anhänger willkürlich festgehalten, ohne dass die dem Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas treuen Sicherheitskräfte etwas dagegen unternähmen, hieß es weiter. Sowohl die Führung der Palästinensischen Autonomiebehörde wie auch der Hamas müssten unverzüglich diesen Teufelskreis durchbrechen, forderte der Amnesty-International-Programmdirektor für Nahost, Malcolm Smart.
Auf dem Weg zum Examen getötet
Die Kämpfer beider Seiten hätten dichtbesiedelte Wohngebiete zum Kriegsschauplatz gemacht, kritisierte Amnesty zudem. Wohnhäuser seien zu Kampfstellungen geworden. Der Hass auf die Rivalen habe selbst vor Patienten im Krankenhausbett nicht Halt gemacht. Der Bericht führt mehrere exemplarische Fälle auf.
So wurde ein Kind auf dem Weg zu einem Süßigkeitengeschäft von den Splittern eines Geschosses tödlich getroffen. Eine junge Frau wurde auf dem Weg zum Schulexamen von einem Heckenschützen getötet. Und eine Demonstration gegen die Gewalt endete im Kugelhagel, der drei Teilnehmern das Leben kostete.
Die palästinensische Regierung unter ihrem Präsidenten Abbas verurteilte den Bericht. Minister Aschraf Adschrami sagte, die Fatah habe rechtmäßig gehandelt. Amnesty habe sich keine große Mühe gegeben, die Wahrheit herauszufinden. Hamas-Sprecher Taher Nunu sagte, seine Organisation habe handeln müssen, um das Chaos im Gazastreifen zu beenden.
"Wir bedauern die Opfer, die bei den internen Kämpfen ums Leben kamen", sagte Nunu und fügte hinzu, beide Seiten müssten zum Dialog zurückkehren und ein neues Kapitel aufschlagen.