Haider-Nachfolger im Porträt:Im Schatten des Ziehvaters

Stefan Petzner ist der neue Parteichef des BZÖ. Mit nur 27 Jahren folgt er damit dem tödlich verunglückten Rechtspopulisten Jörg Haider - und ist für das Überleben der Partei verantwortlich.

Laura Weißmüller

Mit 27 Jahren schreiben viele Studenten gerade an ihrer Abschlussarbeit. Wer schnell war, hat schon ein paar Jahre Berufserfahrung gesammelt, doch eine eigene Partei führen? Das tun in diesem Alter die wenigsten. Nichts anderes macht jedoch seit Sonntagnachmittag Stefan Petzner: Nach dem Unfalltod Jörg Haiders, dem Chef der rechten Partei Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ), hat der Parteivorstand den ehemaligen Pressesprecher des Kärntner Landeshauptmanns zum künftigen Parteichef gewählt.

Stefan Petzner; Reuters

Stefan Petzner tritt nach dem Tod des Rechtspopulisten Haiders die Nachfolge als neuer BZÖ-Parteichef an.

(Foto: Foto: Reuters)

"Es sind große Schuhe, aber ich werde gehen, nicht fallen", verspricht der 27-Jährige nach der Wahl. Wie sehr ihn der Tod seines politischen Ziehvaters mitgenommen hat, sieht man auf der ersten Pressekonferenz nach dem Unfall: Seine Augen sind verheult und er spart nicht an Pathos als er erklärt, der Autounfall des Kärtner Landesvaters komme einem Weltuntergang gleich.

Rettung statt Untergang

Doch statt Untergangsszenarien erwarten viele aus der Partei von ihm wohl jetzt nichts weniger als die Rettung des BZÖ. Denn schon prophezeien die ersten das Ende des rechten Bündnisses. Wieder andere glauben, dass nach dem Tod von Haider einer Vereinigung der freiheitlichen Parteien FPÖ und BZÖ nichts mehr im Wege steht - zum Nachteil des schwächeren BZÖ.

Den Zusammenschluss verhinderte bis zum Unfalltod Haiders ein Zwist zwischen dem BZÖ-Chef und dem Vorsitzenden der FPÖ, Heinz-Christian Strache. Dieser galt selbst lange als Ziehsohn von Jörg Haider, doch nach dessen Abspaltung von der FPÖ 2005 zeigte Strache sich unversöhnlich gegenüber dem Kärntner Landesvater.

Anders Stefan Petzner: Jörg Haider war das erklärte Idol des Schlagerfans Petzner. Die politische Richtung scheint dem Steirer mehr oder weniger in die Wiege gelegt worden zu sein - sein Vater ist in der Steiermark als Ortsparteiobmann der Freiheitlichen seit 30 Jahren aktiv. Während Petzner Publizistik an der Universität in Klagenfurt studierte, machte er bereits als Sprecher der Freiheitlichen Studenten auf sich aufmerksam.

Dem damaligen FPÖ-Chef Haider fiel der Student prompt auf - 2004 holte er ihn als Pressesprecher in die Kärntner Landesregierung. Als der Querkopf Haider kurz darauf seine Partei verließ und das BZÖ gründete, nahm er seinen Ziehsohn einfach mit. Im Sommer 2006 wurde der damals 25-Jährige stellvertretender BZÖ-Parteiobmann, im November geschäftsführender Kärntner Landesparteichef.

Ähnlich braungebrannt wie sein Vorbild versucht auch Stefan Petzner mit markigen Sprüchen zu punkten. So sagte er über den Präsidenten des Verfassungsgerichtshof, Karl Korinek: "Der Name Korinek steht für rechtlichen Dreck." Ganz wie der Ziehvater schießt er verbal ebenso gerne gegen Ausländer und die EU wie in der Nationalratswahlkampagne 2006 oder in der diesjährigen österreichischen Parlamentswahl.

Nach dem jüngsten Wahlerfolg der BZÖ von elf Prozent wurde der Zögling Haiders vor rund einer Woche mit einem Nationalratsmandat bedacht. Die Frage, ob ihm noch höheres vorschwebe, beantwortete er damals noch mit einer klaren Absage: "Die Belastbarkeitsgrenze ist dieser Tage bereits überschritten."

Doch nach dem Tod seines "Lebensmenschen" Haiders muss der 27-Jährige diese Aussage wohl wieder revidieren. Wie trittfest der Jungpolitiker nun jenseits des Schattens seines Übervaters ist, wird sich schnell herausstellen. Obwohl der Rechtspopulist Haider sich immer wieder politische Ziehsöhne an seine Seite holte, keinen baute er zu einen ernstzunehmenden Nachfolger auf. Die Entscheidung des BZÖ-Vorstands, Petzner als designierten Bündnisobmann die Partei weiterzuführen, gilt deswegen als Verlegensheitslösung.

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