Hacker-Angriff:Bundestags-Techniker bekommen Cyber-Attacke nicht unter Kontrolle

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Im Bundestag müssen nach SZ-Informationen Teile des Computer-Netzwerkes möglicherweise neu mit Software bespielt werden. Jetzt könnte sogar die Sommerpause vorgezogen werden. Bundestagspräsident Lammert schaltet sich per Brief ein.

Von Thorsten Denkler, Berlin

Der Bundestag wird womöglich Teile seines Computer-Netzwerkes "neu aufsetzen" müssen, um der laufenden Cyber-Attacke gegen die IT-Einrichtung des Bundestags-Netzwerkes Herr zu werden. Nach Informationen der SZ ist es den Technikern der Bundestagsverwaltung noch nicht gelungen, die Attacke einzudämmen. Angeblich sollen die tief in den Systemen versteckten Trojaner nach wie vor versuchen, Daten abfließen zu lassen.

Hacker-Attacke
:Angriff auf Datennetz des Bundestages

"Einen solchen Angriff hat es noch nicht gegeben", sagt Linkenpolitikerin Pau. Der Bundestag ist Opfer einer Cyber-Attacke geworden. Unbekannte haben möglicherweise mit einem Trojaner das interne Datennetz angegriffen.

Als mögliche Option werde deshalb überlegt, umfangreich betroffene Rechner und Infrastruktur völlig neu mit Software zu bespielen. Zu den Spekulationen gehört, dass dafür womöglich die Sommerpause des Bundestages vorgezogen werden müsse, da das Parlament zeitweilig nicht arbeitsfähig sein werde. Das wäre allerdings wohl eine Entscheidung, die der Ältestenrat des Bundestages zu treffen hätte - und nicht die Bundestagsverwaltung. Die Sommerpause soll eigentlich am 4. Juli beginnen.

Konstantin von Notz, Obmann der Grünen im NSA-Untersuchungsausschuss, sagte der SZ, es herrsche noch immer "weitgehende Unklarheit über die Intensität und das genaue Ausmaß des Angriffs". Die Verunsicherung unter den Abgeordneten sei groß. Welche Daten abgeflossen und inwieweit auch geheim tagende Gremien von dem Angriff betroffen sind, sei weiterhin unklar.

Wie Spiegel Online vergangene Woche berichtet hatte, bemerkten IT-Spezialisten und Experten des Verfassungsschutzes die Atttacke gleichzeitig und warnten die Bundestagsverwaltung.

Am vergangenen Freitag setzten dann die IT-Abteilungen mehrerer Bundestagsfraktionen ihre Abgeordneten und Mitarbeiter über den Vorfall in Kenntnis. "Einen solchen Angriff auf das Netz des Bundestags über mehrere Tage hat es noch nicht gegeben", sagte die Vorsitzende der IT-Kommission und Vizepräsidentin des Bundestags, Petra Pau von der Linken.

Nach Informationen der SZ hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) externe Hilfe angefordert. Angeblich soll eine Fremdfirma derzeit helfen, den Angriff abzuwehren.

Bundestagspräsident Norbert Lammert hat die Abgeordneten schriftlich über den Angriff informiert. Es sei festzuhalten, "dass das Ausmaß des Angriffs bis zur Stunde nicht vollständig ermittelt werden konnte", schreibt Lammert. Entgegen Mutmaßungen seien Daten­abflüsse aus dem Netz des Deutschen Bundestages bisher nicht nachweisbar. "Die IT-Systeme des Deutschen Bundestages stehen grundsätz­lich zur Verfügung."

Allerdings ergebe sich aus den Analyseergebnissen die Notwendigkeit "weiterer Gegenmaßnahmen", die im Einzelfall "Beeinträchtigungen mit sich bringen können". Der Brief liegt der SZ vor.

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