GSG-9-Einsatz in Ägypten:Demonstration der Staatsmacht

Mit der Entsendung der GSG 9 an die ägyptische Grenze will die Bundesregierung mögliche Nachahmer abschrecken.

Peter Blechschmidt und Daniel Brössler

Die deutschen Sicherheitsbehörden waren für eine groß angelegte Befreiungsaktion gerüstet.

GSG-9-Einsatz in Ägypten: Die eingesetzten GSG-9-Männer bei ihrer Rückkehr in Berlin-Tegel

Die eingesetzten GSG-9-Männer bei ihrer Rückkehr in Berlin-Tegel

(Foto: Foto: ddp)

Das zeigte sich spätestens am Dienstagmorgen, als dem Lufthansa-Airbus Stade in Berlin-Tegel nicht nur die in der Sahara freigelassenen fünf deutschen Touristen entstiegen, sondern auch eine veritable Kompanie von Elitepolizisten der Anti-Terror-Einheit GSG 9.

Insgesamt dürften es mehr als 100 Spezialkräfte von Polizei und Bundeswehr gewesen sein, die ins ägyptisch-sudanesische Grenzgebiet entsandt worden waren, nachdem Kidnapper am 19. September im Wüstengebiet von Gilf el-Kebir elf europäische Reisende und ihre acht ägyptischen Begleiter in ihre Gewalt gebracht hatten.

Es handelte sich um das seit Jahren größte Kontingent deutscher Sicherheitskräfte, das in einem Entführungsfall ins Ausland in Marsch gesetzt wurde. Angesichts der Sorge um den Wirtschaftsfaktor Tourismus hatten sich die ägyptischen Behörden äußerst kooperativ gezeigt. Letztlich mussten die Deutschen aber nicht eingreifen, das Geiseldrama ging unblutig zu Ende.

Schweigen zu den Details

Die öffentliche Demonstration der Staatsmacht war ein Signal an potentielle Nachahmungstäter, dass mit Geiselnahmen von Deutschen kein leichtes Geld zu verdienen sei. Lösegeld sei diesmal nicht gezahlt worden, versicherte die Regierung.

Darüber hinaus aber hüllte sie sich in Schweigen, was die Details des Geschehens in der Wüste betraf. Aus Schilderungen der Freigelassenen und Hinweisen aus den Sicherheitsbehörden lässt sich das glückliche Ende der Entführung jedoch in etwa rekonstruieren.

Demonstration der Staatsmacht

Danach haben die Entführer am vergangenen Sonntag ihre Geiseln von sich aus freigelassen, weil sie eine Befreiungsaktion befürchteten. Kurz zuvor war eine Gruppe von acht Kidnappern, die ohne Geiseln unterwegs war, in ein Feuergefecht mit sudanesischen Truppen verwickelt worden.

Dabei waren sechs der Entführer getötet und zwei festgenommen worden. Die Sicherheitsbehörden waren über den jeweiligen Aufenthaltsort der Entführer immer informiert, die mit ihren Gefangenen und deren vier Geländewagen im Gebiet zwischen Ägypten, Sudan und dem Tschad ständig in Bewegung waren. Das zeigten sie den Kidnappern mit ihrer starken Präsenz.

Alle 19 in einem Auto

Am Sonntag hätten sich die Entführer zur Freilassung ihrer Gefangenen entschlossen, nachdem einer von ihnen einen Anruf bekommen habe, berichtete der ägyptische Fahrer Hassan Abdel Hakim der Nachrichtenagentur AP.

Die Kidnapper hätten den Geiseln einen der vier Geländewagen überlassen und seien selbst mit den drei anderen Fahrzeugen geflüchtet. "Wir waren alle 19 in ein einziges Auto gezwängt, einige saßen sogar auf dem Dach", erzählte Abdel Hakim. Die Gruppe habe ein GPS-Gerät gehabt und so die Richtung bestimmen können.

Bei einem stillgelegten Flughafen im südwestlichen Ägypten sei man dann auf ägyptische Spezialeinheiten getroffen, welche die Freigelassenen nach Kairo brachten. Von dort kehrten fünf Italiener in der Nacht zum Dienstag nach Italien zurück.

Die Deutschen und eine Rumänin flogen gemeinsam mit den GSG-9-Polizisten und anderen Helfern, darunter eine Gruppe des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr, im gecharterten Lufthansa-Airbus nach Berlin.

Die deutschen Geiseln seien ziemlich erschöpft, insgesamt aber in einem stabilen Zustand, sagte Verteidigungsstaatssekretär Rüdiger Wolf der Süddeutschen Zeitung.

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