Grüne für Verzicht beim Fleischkonsum:"Leere Teller, dicke Steaks"

Die Grünen-Bundestagsfraktion legt den Schnitzel-liebenden Deutschen nahe, ihren Fleischkonsum drastisch zu reduzieren - das sei "besser für die Gesundheit und das Klima". sueddeutsche.de hat sich das Positionspapier angesehen.

Oliver Das Gupta

Pünktlich zum Klima-Gipfel auf Bali liefern die Grünen eigene Vorschläge, wie man den Planeten schützen und den Treibhauseffekt bremsen könnte. Zusammengefasst sind die "Lösungsansätze im Spannungsfeld zwischen Klima- und Naturschutz, Entwicklung und dem Recht auf Nahrung" in einem Positionspapier, das die Bundestagsfraktion beschlossen hat.

"Bioenergien nachhaltig gestalten" lautet der Titel des 19 Seiten starken Konzepts, das sueddeutsche.de vorliegt. Darin enthalten ist ein Vorschlag, der vielen nicht schmecken dürfte.

An gleich drei Stellen des Papiers empfehlen die Grünen den Verzicht auf Fleischkonsum - auch für das Klima: "Nur durch eine Veränderung unserer Gewohnheiten können wir wirksam unser Klima schützen und das Spannungsfeld beim Ausbau der Bioenergien entschärfen", heißt es, und: Weltweit werde ein großer Teil der Böden für die Produktion von Fleisch genutzt.

Unterschätzte Negativ-Wirkung in der Vergangenheit

Die Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn sagte im Gespräch mit sueddeutsche.de zu der Causa: "In der Landwirtschaft sorgt die Fleischerzeugung für den größten Brocken bei der Entstehung klimaschädlicher Gase" - Tendenz steigend.

Denn Höhn, die das Papier mitverfasste, weist darauf hin, dass in Zukunft immer mehr Schlachtvieh auf den Weiden und Ställen in aller Welt stehen werden: "Die Welternährungsorganisation Fao spricht davon, dass sich der globale Hunger auf Fleisch bis 2050 fast verdoppeln wird", so Höhn. Schließlich wüchsen weltweit die Mittelschichten. Um eine Kalorie Fleisch zu erzeugen, brauche man rund sechs bis zehn pflanzliche Kalorien bei der Fütterung von Tieren, steht denn auch in dem Positionspapier.

Höhn weist auf den damit verbundenen Flächenbedarf hin, der in einigen Teilen der Welt schon augenscheinlich ist: Viehweiden und Sojafelder "fressen sich in Südamerika in den Urwald". Mit Blick auf die weltweite Armut, die durch die Steigerung der Fleischproduktion nicht gesenkt werden dürfte, ist im Positionspapier der Gegensatz formuliert: "Leere Teller und dicke Steaks".

Als weiteres Argument gegen den Fleischkonsum führen die Grünen die Gesundheit an: "Ein Deutscher verzehrt rund 1,5 Kilogramm pro Woche, empfohlen sind nur 300 Gramm", rechnen sie vor. "Vielfältige gesundheitliche Folgeprobleme sind mit diesem Konsummuster verbunden." Ergo: Weniger Fleischkonsum sei "besser für die Gesundheit und das Klima".

Dass breite Teile der Bevölkerung allergisch auf einen solchen Vorschlag reagieren, glaubt die Nicht-Vegetarierin Höhn nicht: "Wir sagen ja nicht: Kein Fleisch. Sondern raten zu weniger, auch aus gesundheitlichen Gründen."

Die Grünen haben bereits in der Vergangenheit die Negativ-Wirkung von als ungewöhnlich aufgefassten Vorschlägen unterschätzt: Auf ihrem Magdeburger Parteitag hatten sie sich 1998 für einen Benzinpreis von fünf Mark pro Liter stark gemacht - und damit selbst in der SPD den Anschein erweckt, nicht regierungsfähig zu sein.

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