Großbritannien:Zeichen der Stärke

Premier Cameron macht einen Rivalen zum Vertrauten.

Von Christian Zaschke

Dass der britische Premierminister David Cameron seinen alten Rivalen Boris Johnson in den engeren Zirkel der Macht berufen hat, ist auch ein Zeichen seiner neuen Stärke. Seit er den Tories ihre erste absolute Mehrheit seit 1992 beschert hat, kann der Premier vor Kraft kaum laufen - und zeigt es.

In seiner ersten Legislaturperiode als Chef einer Koalitionsregierung wurde Cameron immer wieder aus den eigenen Reihen attackiert. Offen wurde darüber spekuliert, wer sein Nachfolger werden könnte, falls er bei der Wahl kein gutes Ergebnis einfahren würde. Der Name Johnson stand dabei stets ganz oben auf der Liste. Nun ist der Sieger Cameron in der Partei unantastbar, und falls er seine Ankündigung wahr macht, nicht für eine dritte Amtszeit zur Verfügung zu stehen, kann er eine mögliche Debatte um seine Nachfolge ohnehin entspannt betrachten.

Gut möglich, dass er Johnson sogar zum Minister macht, wenn dieser von 2016 an nicht mehr Bürgermeister von London ist. Bisher war der unberechenbare Johnson eine latente Gefahr für den Premier. Jetzt, da Cameron auf dem vorläufigen Höhepunkt seiner politischen Laufbahn steht, kann er es sich erlauben, den Exzentriker zu seinem Vertrauten zu machen. Selbstverständlich will Johnson weiterhin Premier werden. Doch für Cameron stellt der Rivale keine Bedrohung mehr dar. Im Gegenteil: Er kann Johnsons Beliebtheit für seine Zwecke nutzen.

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