Großbritannien:"Wir verhandeln nicht mit Entführern"

Blair sagt zwar, man würde den Geiselnehmern von Ken Bigley sofort antworten. Verhandlungen mit den Terroristen schloss sein Außenminister aber aus. Bigley warf London vor, ihn im Stich zu lassen.

Außenminister Jack Straw stellte klar, die Regierung würde die Entführer Bigleys anzuhören, die Politik der Regierung sei es jedoch nicht mit Geiselnehmern zu verhandeln. "Aber wir wollen, dass Mr. Bigley freigelassen wird. Wenn die Entführer mit uns Kontakt aufnehmen würden, würden wir natürlich zuhören, was sie zu sagen haben. Das untergräbt in keiner Weise unsere Position, und es kann ja sein, dass sie Dinge sagen, die mit unserer Position vereinbar sind und Mr. Bigleys Freilassung sicherstellen können."

Ken Bigley (Reuters)

Auf dem am Mittwoch veröffentlichten Video ist Ken Bigley in Gefangenenkleidung in einen Käfig eingesperrt.

(Foto: Fotos: dpa/Reuters)

Premierminister Tony Blair hatte am Mittwochabend versichert, dass seine Regierung "sofort antworten" würde, wenn sich die Entführer melden sollten. Bigley wird von der Terrorgruppe El Tawhid wa El Dschihad des Jordaniers Abu Mussab al Sarkawi festgehalten. Zwei amerikanische Geiseln, die mit ihm zusammen entführt worden waren, hat die Gruppe bereits ermordet.

"Tony Blair lügt"

Bigley selbst erhob in einem Video, das der arabische Fernsehsender Al-Dschasira ausgestrahlt hatte, Vorwürfe gegen den Premierminister. Er sagte: "Tony Blair lügt. Mein Leben ist nichts wert, ich bin ihm egal." Er erneuerte seinen Appell, die Forderung der Entführer zu erfüllen, alle weiblichgen Gefangenen im Irak freizulassen.

Das Video zeigt Bigley ausgemergelt in einem Käfig sitzend. Auf dem Band sagt er, seine Geiselnehmer hätten nicht die Absicht, ihn zu töten. Von Bigley hatte es seit der Ausstrahlung eines ersten Videos vor rund einer Woche kein Lebenszeichen mehr gegeben.

Bigleys Frau bittet um Gnade

Die thailändische Ehefrau des im Irak verschleppten Briten bat die Entführer nach der Ausstrahlung des Videos um Gnade. Als sie ihren Mann in dem Video gesehen habe, habe sie "geweint", sagte Sombat Bigley. Sie sei "sehr glücklich gewesen, ihn zu sehen" und hoffe weiter auf seine Freilassung.

Obwohl ihr Mann eingesperrt gewesen sei, sei er augenscheinlich in besserer körperlicher Verfassung als sie erwartet habe, sagte die 35-jährige Frau des 62-jährigen Ingenieurs. "Bitte fühlen Sie mit unserer Familie", appellierte Sombat Bigley an die Kidnapper.

Bigley war am 16. September zusammen mit zwei Amerikanern verschleppt worden. Zwei Tage später tauchte ein erstes Video auf, das die Entführer zusammen mit den drei Geiseln zeigte. Am 20. und 21. September enthaupteten die Geiselnehmer die zwei Amerikaner, tags darauf veröffentlichten sie ein erstes Video von Bigley, auf dem er Blair um Hilfe anfleht.

Die amerikanischen Streitkräfte im Irak flogen mittlerweile wieder Angriffe auf vermutete Stützpunkte der Entführergruppe in der Aufständischenhochburg Falludscha. Die Organisation al Sarkawis hat sich zu zahlreichen blutigen Anschlägen und Entführungen von Ausländern im Irak bekannt.

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