Großbritannien:Vergiftete Beziehungen

Die Briten müssen auf den Angriff auf Ex-Spion Skripal reagieren. Der Fall wird zum Problem für die Regierung.

Von Cathrin Kahlweit

Nicht lange ist es her, dass sich Theresa May die russische Regierung vorgeknöpft hat. Sie habe, sagte die britische Premierministerin im November, eine klare Botschaft an Moskau: "Wir wissen, was Sie tun. Und Sie werden keinen Erfolg haben." May bezog sich auf Cyberangriffe, auf das Eindringen russischer Flugzeuge in den Luftraum europäischer Staaten und darauf, dass Putins Trolle und Agenten sich in das Brexit-Referendum vor zwei Jahren und wohl auch in die britischen Wahlen im vorigen Jahr eingemischt haben dürften. Auch Außenminister Boris Johnson hat Putin unlängst vorgeworfen, "militaristisch und undemokratisch" zu sein. Starke Worte.

Nun hat die britische Regierung ein neues Problem: den Nervengas-Angriff auf Ex-Spion Sergej Skripal. Britische Politiker warnen vor voreiligen Schuldzuweisungen; Experten aber halten es angesichts der Vorgeschichte und der Indizien für sehr wahrscheinlich, dass Moskau dahintersteckt.

Sollten sich diese Indizien zu Beweisen verdichten, wird ein diplomatischer Krieg mit Russland kaum zu vermeiden sein. Für die Briten kommt er zur Unzeit. Denn das Königreich braucht derzeit Partner auf dem internationalen Parkett, keine Gegner. Andererseits hat die britische Regierung auch, Brexit hin, Brexit her, sehr deutlich gemacht, dass sie einer Auseinandersetzung mit Moskau nicht aus dem Weg gehen wird. May kann jetzt zeigen, ob ihre Attacken mehr als verbale Drohungen sind.

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