Großbritannien:Trump bleibt fern

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Die neue US-Botschaft in London. (Foto: Leon Neal/Getty Images)

Es hätte der erste Besuch des US-Präsidenten werden sollen: Trump bei der Einweihung der US-Botschaft in London. Doch der Bau hat Trump verärgert.

Von Cathrin Kahlweit, London

Offiziell ist die Enttäuschung bei den britischen Offiziellen groß. Schließlich hat Donald Trump seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr schon zahlreiche Staaten besucht, aber nicht Großbritannien, das sich doch seiner besonderen Beziehungen zum transatlantischen Partner USA rühmt. Noch am Donnerstag hatte es auf einer Regierungspressekonferenz in London geheißen, man rechne demnächst mit dem Besuch des US-Präsidenten, da er die neue US-Botschaft eröffnen wolle. Aber ein Termin sei noch nicht festgelegt. Nun ist klar: Die Botschaft wird eröffnet, aber ohne Donald Trump. Der Präsident hat in einem seiner notorischen Tweets in der Nacht zum Freitag mitgeteilt, dass er nicht daran denke, für den Festakt nach London zu fliegen - Grund sei der "schlechte Deal", den Vorgänger Barack Obama eingegangen sei, als er die vielleicht bestgelegene Botschaft in London für "Peanuts" verkauft und einen Neubau quasi am Ende der Welt für 1,2 Milliarden Dollar angeordnet habe. "Ich soll das rote Band durchschneiden? Niemals", twitterte Trump. Statt seiner soll nun Außenminister Rex Tillerson anreisen. Aber die Wahrheit hinter Trumps Absage dürfte weniger in dessen Ärger über den Neubau begründet sein, als vielmehr in der Sorge der US-Administration, dass der Arbeitsbesuch des Amerikaners in Großbritannien Massenproteste hervorgerufen hätte. Zwar hätte Trump, dem Vernehmen nach, liebend gern mit der Queen geluncht und nach seiner Stippvisite in der Hauptstadt in seinem Golfresort Turnberry in Schottland 18 Loch gespielt, aber ein US-Präsident, dessen Staatslimousine sich den Weg durch Zehntausende Demonstranten bahnen muss - das Bild wollten das Weiße Haus doch lieber vermeiden. Dabei hätte sich der Präsident in der neuen US-Botschaft südlich der Themse gut verstecken können: Sie ist gebaut wie in modernes Fort, samt Wassergraben und Mauern (). Gut möglich übrigens, dass die britische Premierministerin über die Absage gar nicht unglücklich ist. Sie war eine der ersten gewesen, die den Kollegen nach der Inauguration 2017 besucht - und umgehend zu einem Staatsbesuch eingeladen hatte. Aufgrund anhaltender Proteste, auch im Parlament, war die Einladung später zu einem Arbeitsbesuch herabgestuft worden.

© SZ vom 13.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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