Großbritannien:Mörder von Jo Cox zu lebenslanger Haft verurteilt

Großbritannien: Wurde eine Woche vor dem Brexit in ihrem Wahlkreis ermordet: die britische Abgeordnete Jo Cox.

Wurde eine Woche vor dem Brexit in ihrem Wahlkreis ermordet: die britische Abgeordnete Jo Cox.

(Foto: AFP)
  • Der rechtsextreme Terrorist Mair hatte Cox eine Woche vor dem Brexit-Referendum getötet.
  • Die Geschworenen verurteilten ihn wegen Mordes. Er muss lebenslang in Haft.
  • Mair selbst äußerte sich nicht zu der Tat. Die Beweise waren jedoch erdrückend.

Fünf Monate nach der Ermordung der britischen Abgeordneten und Brexit-Gegnerin Jo Cox hat das Londoner Strafgericht ein Urteil gesprochen. Es verurteilte den 53-jährigen rechtsextremen Terroristen Thomas Mair wegen Mordes. Die zwölf Geschworenen einigten sich am Mittwoch nach knapp zweistündiger Beratung. Der Täter muss lebenslang in Haft. Der Mann habe wegen "besonderer Schwere" der Tat keine Chance auf Freilassung, hieß es. Es sei nicht Liebe für das Land, die Mair getrieben habe, "sondern Bewunderung für Nazis", sagte der zuständige Richter Justice Wilkie.

Der Angeklagte hat bisher keine Aussage zu der Tat gemacht. Auf die Frage, ob er sich für schuldig oder unschuldig erkläre, reagierte er nicht, sondern starrte nur vor sich hin. Wie britische Medien berichten, machte er auch keine Anstalten, sich zu verteidigen. Als er sich schließlich vor der Urteilsverkündung doch noch äußern wollte, wurde ihm das von Wilkie verweigert. Er habe genügend Gelegenheit dazu gehabt. Die Beweislage gegen Mair war erdrückend. Die Tat war von einer Überwachungskamera gefilmt worden. Zeugen konnten ihn außerdem eindeutig identifizieren.

Richter ehrt Cox als wahre Patriotin

Das Verbrechen geschah genau eine Woche vor dem EU-Referendum am 16. Juni und hatte weltweit für Entsetzen gesorgt: Cox war während einer Bürger-Sprechstunde in ihrem Wahlkreis in der Nähe von Leeds attackiert worden. Der Angreifer rief "Britain first", Großbritannien zuerst, gab mehrere Schüsse ab und stach zudem auf sein Opfer ein. Sie starb kurz nach der Tat im Krankenwagen. Mair wurde direkt nach der Tat von Polizisten überwältig. In seiner Wohnung fanden Ermittler Material, das auf eine rechtsextreme Motivation hinweist.

Die 41 Jahre alte Cox hatte sich für einen Verbleib Großbritanniens in der EU stark gemacht. Der Brexit-Wahlkampf war nach dem Mord an Cox vorübergehend ausgesetzt worden. Richter Justice Wilkie beschrieb Cox vor Gericht als "leidenschaftlich, offenherzig" und "großzügig". Im Gegensatz zu Mair sei sie eine wahre Patriotin gewesen.

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