Großbritannien:Mays Prüfung

20 Milliarden wollen die Briten zahlen? Wofür eigentlich?

Von Cathrin Kahlweit

Fast kann Theresa May einem leidtun. Sie muss am Freitag in Italien eine Eisbrecher-Rede halten, die alle zufriedenstellt: Hardliner wie Anhänger einer weichen Landung bei den Tories, Brexit-Fans in der Opposition, die Verhandlungspartner in Brüssel. In Florenz, Sehnsuchtsort aller Briten seit dem Kinohit "Zimmer mit Aussicht", muss sie den Ausblick eröffnen auf einen schmerzlosen und erfolgreichen Brexit, was unmöglich ist. Und sie muss all jene Lügen strafen, die sie schon lange für die schlechteste Premierministerin halten, die das Land je hatte. All das zusammen ist ein Ding der Unmöglichkeit; aber sie hat sich auch selbst in diese Lage manövriert.

Die Erwartungen sind längst viel zu hoch, May kann nur scheitern. Nun ist auch noch eine erste Zahl bekannt geworden: London wolle 20 Milliarden Euro für den Austritt bieten, heißt es. Das ist, gemessen an den Forderungen aus Brüssel, lächerlich wenig - zumal zu vermuten steht, dass darin nicht nur die Exit-Rechnung, sondern auch ein vages Angebot für befristete Zahlungen in den gemeinsamen Markt nach 2019 inkludiert ist.

Die Premierministerin wird das und einiges andere in Florenz erklären. So oder so: Die 20 Milliarden sind ein Angebot an die Gegner im eigenen Land, eine Bitte um Verschonung, eine Geste an jene, die eigentlich noch weniger zahlen wollen. Es ist kein Angebot an Brüssel. Sie wird sich damit noch mehr Feinde machen.

© SZ vom 21.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: