Großbritannien: Labour-Partei:Kleiner Bruder, ganz groß

Es war das Duell der Brüder, das mit einer Überraschung zu Ende ging: Ed Miliband setzte sich gegen seinen älteren Bruder David durch und steht nun an der Spitze der Labour-Partei.

Der frühere britische Energieminister Ed Miliband ist neuer Chef der britischen Labour-Partei. Bei der Wahl zum Parteichef setzte sich der 40-Jährige überraschend gegen seinen fünf Jahre älteren Bruder David Miliband durch.

Kampf um die Labour-Spitze

Neuer Chef der Labour-Partei: Ed Miliband

(Foto: dpa)

Insgesamt hatten sich fünf Kandidaten um das Amt des Labour-Vorsitzes beworben. "Als ich mit 17 Jahren dieser Partei beigetreten bin, hätte ich mir das in meinen wildesten Vorstellungen nicht denken können", sagte Ed Miliband in einer ersten Reaktion. Mit Ed Miliband entschied sich die Partei für einen traditionell ausgerichteten Sozialdemokraten mit starker Unterstützung im gewerkschaftlich geprägten Milieu. Er hatte bei der Wahl lange Zeit als Außenseiter hinter seinem Bruder, dem früheren Außenminister David Miliband, gegolten, zuletzt aber stark aufgeholt.

Ed Miliband profitierte auch von dem komplizierten Wahlsystem. David Miliband hatte bei den Erstpräferenzen noch geführt, holte aber weniger Zweit- und Drittpräferenzen als sein Bruder. Schließlich hatte Ed nach drei Auszählungsrunden 51 Prozent der Stimmen erreicht.

"Als ich mit 17 Jahren dieser Partei beigetreten bin, hätte ich in meinen wildesten Vorstellungen nicht glauben können, einmal diese Partei zu führen", sagte Ed Miliband in einer ersten Reaktion. An seinen Bruder David gerichtet, sagte er: "Wir alle wissen, wieviel Du diesem Land in Zukunft noch bieten kannst."

Im Vorfeld war darüber spekuliert worden, ob David bereit sei, unter seinem jüngeren Bruder zu arbeiten. "Wir müssen nicht nur tausende, sondern zehntausende, hunderttausende junge Leute überzeugen, dass wir ihre Stimme in der britischen Politik sind", schwor Miliband seine Parteifreunde ein. "Ich werde in jeder Minute meines Vorsitzes versuchen, den Mitgliedern ihr Vertrauen in mich zurückzugeben", sagte er. Es gelte jetzt, die Partei zu einen. "Die Arbeit einer neuen Generation beginnt."

Wahlberechtigt waren Abgeordnete, Aktivisten der Partei und rund 3,5 Millionen Mitglieder mit der Labour-Partei verbundener Gewerkschaften. Seit Anfang September hatten sich rund drei Millionen Menschen an der Wahl beteiligt.

Miliband muss die Partei, die im Mai bei den Parlamentswahlen die Regierungsverantwortung verloren hatte, neu ausrichten. Als Nachfolger von Tony Blair und Gordon Brown soll er die Partei wieder zum Erfolg führen. Er muss die Opposition gegen die unpopulären Sparpläne der neuen Regierung von Premierminister David Cameron organisieren, gleichzeitig aber auch koalitionsfähig bleiben. Erste Weichenstellungen werden vom Parteitag erwartet, der an diesem Sonntag in Manchester beginnt.

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