Großbritannien:Johnson für harten Brexit

Der britische Außenminister Boris Johnson fordert mit einem Statement für harte Verhandlungen mit der EU die Premierministerin heraus.

Von Cathrin Kahlweit, Bournemouth

Mit einem Gastbeitrag für die Zeitung Telegraph hat der britische Außenminister Boris Johnson in die nationale Debatte um den Brexit ein- und gleichzeitig die Premierministerin angegriffen. Theresa May will am kommenden Freitag in Florenz eine Rede halten, die Bewegung in die stockenden Verhandlungen mit Brüssel bringen soll. In ihrer konservativen Partei hatten sich zuletzt die Stimmen für einen weichen Brexit und eine Übergangsphase nach 2019 gemehrt. Johnson, der zuletzt auffällig schweigsam gewesen war, hat nun mit seinem Plädoyer für einen harten Brexit die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, die Debatte zugespitzt und sich britischen Medien zufolge damit gleichzeitig als Parteichef nach einem möglichen Sturz von May erneut ins Gespräch gebracht.

Der Minister sagt Großbritannien nach dem Brexit eine glorreiche Zukunft voraus und nennt alle, die das bezweifeln, feige. Ein weicher Brexit sei eine Erniedrigung, Zahlungen an die EU nach dem Ausstieg bedeuteten Verrat. Großbritannien könne wieder das großartigste Land auf der Erde werden - nach dem Brexit. Johnson wiederholte auch seine viel kritisierte Behauptung, London könne 350 Millionen Pfund wöchentlich in das nationale Gesundheitssystem NHS investieren, wenn endlich die lästigen Zahlungen an Brüssel wegfielen.

Die Londoner Times schreibt, Johnsons Kampfansage habe einen "Bürgerkrieg" bei den Tories ausgelöst. Eine Reihe von Politikern hat sich hinter Johnson gestellt, May-Unterstützer fordern dagegen seine Kündigung.

© SZ vom 18.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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