Großbritannien:Früchte der Aggression

Karibische Einwanderer erleben heute, was EU-Staatsbürgern künftig im Königreich widerfahren könnte.

Von Cathrin Kahlweit

Jahrelang hat die britische Regierung legale Einwanderer aus der Karibik wie illegale Migranten behandelt und ihnen gedroht, sie seien nicht willkommen. Hunderte von ihnen verloren Jobs und Wohnungen, kamen in Haft. Die Abschiebepolizei ging brutal vor, das Innenministerium verweigerte alten Menschen aus der Karibik, die seit 50 Jahren in Großbritannien lebten und arbeiteten, die Aufenthaltserlaubnis. Nun endlich ist die Innenministerin deswegen zurückgetreten. Sie hatte die Politik, die Theresa May zu verantworten hat, kritiklos fortgeführt.

Ihr Rücktritt ändert freilich nichts an der aggressiven Einwanderungspolitik der Regierung May, auf die sich die Premierministerin so viel zugutehält. Sie hatte den Kampf gegen die Migration einst zu ihrem wichtigsten Anliegen gemacht, und das hat Früchte getragen: Das Brexit-Referendum war auch deshalb erfolgreich, weil die EU-Gegner versprachen, dass endlich weniger Ausländer kommen.

Diese Politik hat zuletzt Briten mit karibischen Wurzeln getroffen; demnächst droht sie Europäer zu treffen. Schon jetzt mehren sich Berichte über Angriffe auf EU-Bürger im Königreich. Um einen guten Deal mit Brüssel herauszuholen, verspricht London derzeit viel. Die Einwanderer, die jetzt im Land leben, haben aber jüngst erfahren, dass diese Versprechen wenig wert sind.

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