Großaufgebot gegen Demonstranten:Polizei beendet Sitzblockade am Stuttgarter Hauptbahnhof

Etwa 2000 Polizisten sind im Einsatz, um den besetzten Platz vor dem Südflügel des Bahnhofs zu räumen. Hunderte Demonstranten hatten versucht, die Bauarbeiten hier mit einer Sitzblockade zu behindern. Die Einsatzkräfte setzen dieses Mal auf Deeskalation - mit Erfolg.

Mit einem Großaufgebot hat die Polizei den besetzten Platz vor der "Stuttgart 21"-Baustelle geräumt. Gegner des Bahnhofsprojekts hatten sich vor dem Südflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs versammelt, um die Bauarbeiten an dem Gebäudeteil zu behindern.

Zwei Stunden nach Beginn des Großeinsatzes führten oder trugen die Polizisten rund 250 Projektgegner weg, die nicht freiwillig gegangen waren. Sie erhielten einen Platzverweis und müssen mit einem Ordnungsgeld rechnen. Zwei Personen wurden nach Polizeiangaben in Gewahrsam genommen.

Zuvor hatten die Beamten die Demonstranten mehrfach aufgefordert, ihre Sitzblockade zu beenden. Polizeipräsident Thomas Züfle äußerte sich zufrieden mit dem Einsatz. Das Ziel, dass alles ruhig bleibt, sei erreicht worden, sagte er. Die Demonstranten hätten ihre Proteste friedlich eingestellt.

Der Bereich soll nun mit Gittern abgesperrt werden. Die Bahn will den Gebäudeteil in den kommenden Tagen entkernen und abreißen lassen. Das Fundament der südlichen Umfassung kollidiert mit den Plänen für den neuen Tiefbahnhof. Der Nordflügel war bereits im August 2010 abgetragen worden. Die Projektgegner halten den Abriss des Südflügels für den zeitlichen Ablauf des S21-Weiterbaus derzeit für unnötig.

Zur Absicherung der Bauarbeiten sind nach Behördenangaben etwa 1900 Beamte im Einsatz, darunter 400 Bundespolizisten. Die Polizei setzte Anti-Konflikt-Teams und Kommunikationsmanager ein, um einen friedlichen Ablauf zu garantieren.

Eine Eskalation wie bei den Baumfällarbeiten im Schlossgarten am 30. September 2010 wollte man unbedingt vermeiden. Damals wurden durch einen Wasserwerfer und Pfefferspray mehr als 100 Menschen verletzt. Um mehr Transparenz zu bieten, hatte die Polizei zudem Journalisten eingeladen, den Einsatz besonders eng zu begleiten. Die Reporter sollten hinter die Kulissen blicken dürfen, etwa im üblicherweise abgesperrten Bereich der Baustelle.

Am Rande des Polizeieinsatzes ist es zu einem spontanen Treffen zwischen dem Stuttgarter Polizeipräsidenten Thomas Züfle und dem Sprecher der blockierenden Demonstranten, Matthias von Herrmann, gekommen. Nach einem kurzen Gespräch wollte Züfle dem "obersten Parkschützer" zum Abschied die Hand reichen - dieser lehnte jedoch ab. "Das kommt nicht gut bei der Bewegung", sagte von Herrmann, woraufhin Züfle ihn einen "Feigling" nannte.

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