Griechische Schulden:Systemfragen

Wieder und wieder: Berlin und Athen ringen ums Geld.

Von Cerstin Gammelin

Im Streit um die griechischen Schulden ist ein Moment überliefert, in dem Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sich ausnahmsweise einig mit dem damaligen griechischen Kollegen Yanis Varoufakis war: Wenn man Griechenland heute alle Schulden erlasse, bringe das gar nichts, weil die in drei Jahren wieder angehäuft wären, hatte Varoufakis erklärt. Was geändert werden müsse, sei das System.

Zwei Jahre später sind Berlin und Athen weder beim Schuldenerlass noch bei der Frage der Reformen sichtbar weitergekommen. Daran hat auch die Unterredung zwischen Angela Merkel und Ministerpräsident Alexis Tsipras an diesem Freitag nichts geändert. Aber angesichts des gefühlt millionsten Gespräches zwischen Berlin und Athen über einen Schuldenschnitt möchte man doch wissen: Wie oft werden sie noch reden, ohne dass etwas passiert? Pragmatisch gesehen, gibt es nur eine Antwort: so lange, bis Griechenland erneut kein Geld mehr in der Kasse hat.

Erst dann steht man vor dem Problem, ob Deutschland (und die anderen Euro-Länder) ganz oder teilweise auf das Zurückzahlen der riesigen Milliardenschulden verzichten wollen. Das freilich hängt von der Gegenleistung der Griechen ab. Kommen sie zu dem Schluss, dass der von Varoufakis empfohlene Systemwechsel am besten ohne weitere Euros zu bewerkstelligen ist, dürfte das in Berlin als solide Verhandlungsbasis angesehen werden.

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