Griechenland: Vizeministerin tritt zurück:Das schöne Gesicht verschwindet

Vizeministerin Angela Gerekou sollte Touristen nach Griechenland locken. Nun legt sie ihr Amt nieder - ihr Schlager singender Ehemann hat Steuern in Millionenhöhe hinterzogen.

Sie war eine Hoffnungsträgerin im krisengeschüttelten Griechenland: Angela Gerekou war im Kabinett von Premier Giorgos Papandreou für den wichtigen Wirtschaftszweig Tourismus zuständig - schätzungsweise ein Fünftel der Staatseinnahmen wird in dieser Sparte verdient, 850.000 Menschen arbeiten in der Branche. Auf wichtigen Treffen wie der Internationalen Tourismusbörse ITB in Berlin warb sie in vier Sprachen um Vertrauen: "Wir werden die Krise meistern." Sie hatte eine einfache Botschaft, damals im März: "Wer etwas für uns tun mag, der macht gerade in diesen Zeiten Urlaub in Griechenland."

Angela Gerekou, Reuters

Die nun zurückgetretene griechische Vizeministerin Angela Gerekou wollte Touristen in ihre Heimat locken. Ihr Credo: "Wer etwas für uns tun mag, der macht gerade in diesen Zeiten Urlaub in Griechenland"

(Foto: Foto: Reuters)

Nun ist Gerekou, die 1959 auf Korfu geboren wurde, zurückgetreten: Ein Regierungssprecher in Athen teilte mit, die Vizeministerin ziehe die Konsequenzen, um weiteren Schaden von der Regierung fernzuhalten. Gerekous Ehemann Tolis Voskopoulos, ein populärer Schlagersänger in den siebziger und achtziger Jahren, hatte nach Medienberichten Steuerschulden von mehr als fünf Millionen Euro nicht entrichtet. Voskopoulos gilt als Julio Iglesias der Hellenen.

Das Finanzministerium hatte diese Summe bestätigt. Zudem sei eine Untersuchung eingeleitet worden, um festzustellen, warum das griechische Finanzamt nicht Immobilien des Sängers gepfändet hat, obwohl der Fall seit September 2009 juristisch endgültig geklärt sei, berichtete das Staatsradio weiter.

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Verhältnisse in Griechenland, wo Steuerhinterziehungen im großen Stil und ein nichteffektives System der Kontrolle als Mitursachen für die miserable Finanzlage des Landes gelten. Doch auch der Ehemann einer Vizeministerin denkt sich nichts dabei, den Fiskus zu betrügen. Sicher, Gerekou ist nicht allzu verwurzelt in den verfilzten Athener Politzirkeln, aber immerhin gehört sie seit 2004 für die sozialdemokratische Partei Pasok dem Parlament an.

Dabei hatte Gerekou ihren Job, für Reisen nach Griechenland zu werben, recht gut gemacht. Die Medienberichte rund um ihre Auftritte bei der ITB waren positiv, die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung druckte sogar ein langes Porträt unter dem Titel "Die Diva". Schließlich hatte Gerekou nicht nur Architektur in London studiert, sondern auch einst in einem Fellini-Film mitgespielt. Zudem posierte sie einmal oben ohne für ein Männermagazin.

Schwärmerisch las es sich damals in der FAS: "Gerekou ist das schöne Gesicht Griechenlands, nicht das hässliche." Auch der deutsche Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sei auf einmal an Zuvorkommenheit und Liebenswürdigkeit nicht mehr zu überbieten gewesen.

Der Rücktritt der Vizeministerin könnte allerdings auch ein Beleg dafür sein, dass es die Regierung Papandreou mit ihrem Reformkurs und dem harten Vorgehen ernst meint. Momentan versuchen die Behörden in Athen vehement, Steuersündern auf die Schliche zu kommen, um die klammen Staatskassen aufzufüllen. Das Land ist hoch verschuldet und wird von den EU-Nachbarn finanziell am Leben erhalten. Mit Satellitenaufnahmen suchen die Steuerbehörden beispielsweise nach nicht genehmigten Schwimmbädern als Zeichen für unversteuerten Reichtum.

Am gleichen Montagabend, an dem Gerekou die Konsequenzen aus dem Fehlverhalten ihres singenden Gatten zog, wurden die ersten Finanzhilfen an das klamme Griechenland überwiesen: insgesamt 20 Milliarden Euro. Dabei kamen 14,5 Milliarden Euro von den Euro-Partnern, 5,5 Milliarden Euro vom Internationalen Währungsfonds (IWF). Die Länder der Eurozone und IWF hatten für das krisengeschüttelte Mittelmeerland ein Paket von bis zu 110 Milliarden Euro geschnürt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: