Griechenland steht vor der Staatspleite:Eine einfache Rechnung

Griechenland hat mehr als 360 Milliarden Euro Schulden, Tendenz steigend. Es reicht nicht mehr, wenn private Banken jetzt 100 Milliarden erlassen. Damit nicht alle Rettungsbemühungen umsonst waren, denken die öffentlichen Kreditgeber längst über eine Art Schuldenerlass nach.

Cerstin Gammelin

Es ist Zeit, sich auf die bittere Wahrheit einzustellen. Um den Griechen die Chance auf einen Neubeginn zu geben, werden auch die europäischen Helfer dem Land einige Milliarden Euro erlassen müssen. Diese Wahrheit wurde lange Zeit nicht ausgesprochen. Zu viele Emotionen sind im Spiel im Streit zwischen den Griechen, die inzwischen kaum besser leben als in einem Entwicklungsland, und den Resteuropäern, die den Hellenen schlicht misstrauen. Jetzt aber hilft eine einfache Rechnung, um das niederschmetternde Ergebnis zu erzielen.

Neue Forderungen der Euroländer bei Griechenland-Rettung

Die griechische Flagge vor der Akropolis in Athen: Viele Emotionen sind im Spiel im Streit zwischen den Griechen und den Resteuropäern, die ihnen schlicht misstrauen.

(Foto: dpa)

Die Zahlen dazu hat die Troika auf den Tisch gelegt. Griechenland hat mehr als 360 Milliarden Euro Schulden, Tendenz steigend. Es reicht nicht mehr, wenn private Banken jetzt 100 Milliarden Euro erlassen, falls das überhaupt klappt. Das war schon im Oktober knapp kalkuliert, mittlerweile wird es ganz eindeutig nicht ausreichen. Bekommen die Griechen also nicht noch mehr Schulden erlassen, werden sie an ihnen ersticken. Das nennt sich Pleite. Deutschland, Frankreich und alle anderen werden also einige Milliarden Euro verlieren.

Damit nicht alle Rettungsbemühungen umsonst waren, denken die öffentlichen Kreditgeber längst über eine Art Schuldenerlass nach. Unwahrscheinlich ist es, dass die Euro-Länder jetzt auf ein paar der ungefähr 70 Milliarden Euro verzichten, die sie an Hilfen überwiesen haben. Wie sollten die Regierungen dann die Bürger überzeugen, dass sie Griechenland trotzdem weiter helfen müssen? Es wird also die Europäische Zentralbank einspringen müssen.

Mit einem simplen Trick wird sie auf die Gewinne verzichten, die sie mit ihren griechischen Anleihen erzielen könnte. Das wäre ungefähr die Summe, die jetzt fehlt.

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