Griechenland:Rauchwolken über Athen

Selbst Waldbrände zeugen in Griechenland von der Regierungskrise: Zum Löschen fehlen die nötigen Flugzeuge, sie wurden eingespart. Das wirft ein Schlaglicht auf die Funktionsfähigkeit des Staates.

Von Mike Szymanski

Mitten in der Diskussion über weitere Sparauflagen sind nahe Athen und im Süden Griechenlands schwere Waldbrände ausgebrochen. Die Einsatzkräfte sind griechischen Medien zufolge offenbar überfordert, die Lage in den Griff zu bekommen. Nachdem in den vergangenen fünf Jahren die öffentlichen Ausgaben immer wieder gekürzt worden waren, sind den Berichten zufolge nur noch ein Drittel der Löschflugzeuge und Hubschrauber einsatzbereit. Ein Löschflugzeug musste nach einem technischen Problem notlanden. Am Stadtrand von Ilioupolis, im Südosten von Athen, bedrohten die Flammen die ersten Häuser. Über Athen stand eine riesige Rauchwolke. Regierungschef Alexis Tsipras fuhr in die Zentrale des Zivilschutzes, um sich ein Bild von der Lage zu machen, berichtete das Staatsradio.

Die Katastrophe wirft ein Schlaglicht auf die Funktionsfähigkeit des Staates. Nur mit den Stimmen der Opposition hatte Tsipras am Mittwoch erste Reformgesetze durch das griechische Parlament gebracht. Im Gegenzug erwartet Athen Milliardenhilfe aus Brüssel, um das Land vor dem finanziellen Kollaps bewahren zu können. In Tsipras' Linksbündnis Syriza hatten 38 der 149 Abgeordneten ihm die Gefolgschaft verweigert - sie verlangen ein Ende der Sparpolitik. Eine Kabinettsumbildung gilt seither als unumgänglich, weil einige der Abweichler seiner Regierung angehören. Von fünf Ministern ist die Rede, die Tsipras austauschen könnte. Energieminister Panagiotis Lafazanis, der Wortführer der Gegner und Anführer der Linken Plattform in Syriza, könnte durch Arbeitsminister Panos Skourletis ersetzt werden, hieß es am Freitag. Die Abweichler im Parlament hat Tsipras scharf kritisiert. Er warf ihnen unsolidarisches Verhalten vor. Er rechnet offenbar nicht länger mit ihrer Unterstützung und will zunächst die Arbeit in einer Minderheitsregierung fortsetzen. Da die Opposition der Regierung ihre Unterstützung nur für die Zeit der Verhandlungen mit den Kreditgebern zugesagt hat, steigt die Wahrscheinlichkeit von Neuwahlen im Herbst.

Die Präsidentin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, forderte erneut Schuldenerleichterungen für Griechenland. Ein Hilfsprogramm ohne diese könne nicht funktionieren. Dies sei eine zwingende Bedingung für den IWF: "Damit er mitmacht, muss es ein komplettes Programm geben."

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