Griechenland:Leeres Lob

Den Verhandlungen der EU mit Athen fehlt ein Moderator.

Von Cerstin Gammelin

Es ist nur eine leere Pflichtübung, das Lob, das die Euro-Gruppe der griechischen Regierung gezollt hat. Gewiss: Die Atmosphäre der Gespräche zwischen Athen und seinen Gläubigern hat sich verbessert. Bis vor Kurzem hatten sie praktisch gar nicht miteinander geredet. Seit Athen die Unterhändler ausgetauscht hat, spricht man nun zivilisiert miteinander.

Fortschritt in der Substanz gibt es jedoch nicht. Das Lob der Finanzminister hat keine konkreten Konsequenzen. Dass es dennoch ausgesprochen wurde, gehört zum Spiel, mit dem beide Seiten die Nerven aller Beteiligten und der Bürger in den Euro-Ländern strapazieren. Man trifft sich, redet, mahnt, warnt - und es passiert nichts. Das ist das Grundproblem der Verhandlungen: Keiner führt den Prozess an, durch den sich die einander gegenüberstehenden Lager - die Linken in Athen und die konservativ oder sozialdemokratisch geprägten Regierungen der übrigen 18 Euro-Länder - einigen könnten.

Soll die Währungsgemeinschaft zusammenbleiben, wird es Zeit, dass der für die Euro-Länder zuständige Moderator endlich aufwacht: EU-Ratspräsident Donald Tusk. Tusk ist zugleich Euro-Präsident und damit für die Zukunft der Euro-Zone zuständig. Bisher hat Tusk seinen Job als Moderator schlicht vernachlässigt. Sollte er das absichtlich getan haben, steht die Chance für Athen, den Euro zu behalten, ausgesprochen schlecht.

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