Griechenland in der Krise:Chaos und Kapriolen in Athen

Erst bietet Griechenlands Regierungschef Papandreou seinen Rücktritt an, dann macht er einen Rückzieher. Sein Versuch, die Opposition in eine Einheitsregierung zu zwingen, ist gescheitert. Selbst wenn der Premier das Sparpaket im Parlament doch noch durchbringt, seine Regierung wird eine Regierung auf Abruf sein.

Christiane Schlötzer

Die Finanzkrise hat Griechenland nun ins politische Chaos gestürzt. Regierungschef Giorgos Papandreou bot am Mittwoch seinen Rücktritt an, und nahm diesen in der Nacht wieder zurück.

General strike in Greece against new heave austerity measures

Das Volk macht nicht mehr mit bei dem drastischen Sparkurs der Regierung. Griechenlands Premier Papandreou verhandelte deshalb mit der Opposition über eine Einheitsregierung, aber die Konservativen verweigern die Zusammenarbeit.

(Foto: dpa)

Mit seinem dramatischen Abgang wollte Papandreou die Opposition im Parlament - und auf den Straßen - dazu zwingen, aus der griechischen Krise doch noch einen gemeinsamen Ausweg zu suchen. Eine Einheitsregierung sollte das Land quasi in letzter Minute vor der Pleite retten, die unausweichlich droht, wenn das Parlament das neue drastische Sparprogramm bis Ende Juni nicht verabschieden kann.

Die Schuld für das Scheitern seiner Einheitsbemühungen gab Papandreou sofort der Opposition. Der Chef der Konservativen, Antonis Samaras, verlangte in der Tat schier Unmögliches: Neuverhandlungen mit der EU über das mühsam zusammengezurrte Sparpaket.

Damit tragen Samaras und seine Partei nun gehörige Mitverantwortung dafür, dass Griechenland noch weiter auf den Abgrund zudriften wird. Aber auch Papandreou hat mit seiner politischen Kapriole die eigene Autorität weiter beschädigt. In einer jüngsten Umfrage gaben 75 Prozent der Griechen an, sie hätten zu keiner der beiden großen Parteien noch Vertrauen.

Für die EU ist die Lage damit gründlich verfahren. Die EU-Finanzminister sind noch keineswegs einig über die Bedingungen der Milliardenhilfe für Hellas. Nun müssen sie davon ausgehen, dass sie als Partner in Athen nur noch eine Regierung auf Abruf haben. Auch wenn Papandreou ein neues eigenes Kabinett bilden kann und vielleicht sogar sein Sparpaket durchs Parlament bringt, so weiß er doch längst, dass er es nicht mehr umsetzen kann - weil das Volk nicht mehr mitmacht.

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