Griechenland:Feuer in Flüchtlingslager

Wegen eines Feuers sind Tausende Flüchtlinge aus dem Lager Moria auf der Insel Lesbos geflohen. Zuvor war es zu Protesten unter den Bewohnern gekommen.

Von Mike Szymanski

IstanbulIm Flüchtlingslager Moria auf Lebos ist es am Montag offenbar zu einem Brand gekommen. Zwischen 3000 und 4000 Flüchtlinge hätten das Lager verlassen, teilte die Polizei mit. Etwa 150 Minderjährige, die in dem Lager untergebracht waren, wurden demnach in eine Einrichtung für Kinder auf der Insel gebracht. Starke Winde fachten das Feuer weiter an. Die Feuerwehr hatte zunächst Mühe, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Nach Polizeiangaben war er möglicherweise absichtlich gelegt worden. Das Lager ist seit Monaten überfüllt. In den vergangenen Wochen kam es wiederholt zu Ausschreitungen unter den Flüchtlingen. Am Nachmittag hatte sich Medienberichten zufolge das Gerücht verbreitet, wonach eine Massenabschiebung in die Türkei bevorstehe. Dies habe zunächst zu Protesten im Camp geführt. 300 Migranten hätten daraufhin versucht, in die Inselhauptstadt Mytilini zu gelangen. Die Polizei brachte sie ins Camp zurück. Erste Brände gab es am Nachmittag offenbar in Olivenhainen außerhalb des Lagers. Gegen 19 Uhr sei ein Feuer auch in der weitläufigen Anlage ausgebrochen. Kurz darauf hätten die Verantwortlichen entschieden, das Lager zu evakuieren. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht. In Griechenland wächst seit Wochen die Sorge, die Flüchtlingskrise könne sich wieder verschärfen. Athen befürchtet, das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei könnte platzen. Seit dessen Inkrafttreten ist die Zahl der in Griechenland ankommenden Flüchtlinge rapide gesunken. Im August jedoch kam es der EU-Grenzschutzagentur Frontex zufolge wieder zu einem "spürbaren Anstieg" mit 3430 Flüchtlingen. Weil die griechischen Asylsachverständigen sich weigern, Flüchtlinge in die Türkei abzuschieben - das Land erfüllt ihrer Ansicht nach nicht die Kriterien eines sicheren Drittstaates -, spitzt sich die Lage auf den Inseln zu.

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