Grenze bei Idomeni:Athen empört über Mazedoniens Gewalt gegen Flüchtlinge

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Richtet harsche Worte in Richtung Skopie: Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras

(Foto: dpa)
  • Griechenlands Staats- und Regierungschefs haben Mazedonien für den Einsatz von Gewalt gegen Flüchtlinge an der Grenze attackierr.Dabei waren etwa 300 Menschen verletzt worden.
  • Das Klima zwischen beiden Ländern ist ohnehin schlecht, weil beide den Namen des antiken Königsreichs Makedonien beanspruchen.
  • An der Grenze bei Idomeni demonstrierten Flüchtlinge mit griechischen und deutschen Fahnen friedlich.
  • Griechenland hat 72 Flüchtlinge in die Türkei abgeschoben. Grundlage ist ein bilaterales Abkommen.

Die griechische Staatsspitze hat die Gewalt mazedonischer Sicherheitskräfte gegen Flüchtlinge nahe des Grenzorts Idomeni scharf verurteilt. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras nannte den Einatz von Gummigeschossen gegen Migranten "eine Schande für die europäische Kultur".

Der Minister für Bürgerschutz, Nikos Toskas, warnt vor einer Radikalisierung wütender Migranten. Leute, die man heute schlage, "könnten die Dschihadisten von morgen" sein, sagte er dem Nachrichtensender Skai.

Auch der griechische Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos kritisierte das Vorgehen der mazedonischen Polizei als unvorstellbar und unzulässig. "Mit einem solchen Verhalten gegen Flüchtlinge hat das Nachbarland weder Platz in der EU, noch in der Nato", sagte Pavlopoulos.

Athen und Skopje führen seit der Unabhängigkeit Mazedoniens 1991 einen erbitterten Streit um den Staatsnamen "Mazedonien", den Griechenland für seine gleichnamige nördliche Provinz beansprucht, in der die wichtigsten Orte des antiken Königreichs liegen.

Ironischer Dank der Flüchtlinge

Am Vortag waren Sicherheitskräfte des Nachbarstaates Mazedonien gewaltsam gegen Flüchtlinge vorgegangen, die versucht hatten, vom Lager Idomeni nach Mazedonien zu kommen. Sie hatten dabei einen Teil des mazedonischen Grenzzauns beschädigt. Beim massiven Einsatz von Tränengas und Gummigeschossen wurden offenbar mehr als 300 Menschen verletzt.

Manche EU-Staaten wie Österreich, Kroatien und Slowenien unterstützen Skopie bei der Grenzsicherung. Wien etwa rüstete die mazedonische Armee mit Nachtsichtgeräten aus und bot sogar Soldaten an.

Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte in Brüssel, die Migranten sollten aus Idomeni in andere Lager umgesiedelt werden und über die Gefahren einer illegalen Weiterreise informiert werden.

Die Betroffenen weigerten sich aber auch am Montag, in die offiziellen Aufnahmelager zu gehen. Sie wollen ihre Weiterreise nach Mitteleuropa erzwingen. Rund 200 von ihnen gingen erneut zum Zaun. Sie trugen eine deutsche und eine griechische Fahne und bedankten sich ironisch bei den mazedonischen Polizisten für die Tränengasgranaten und die Gummigeschosse, die diese am Vortag gegen Migranten eingesetzt hatten. Die Demonstration verlief friedlich.

Derweil nimmt die Zahl der Flüchtlinge, die aus der Türkei nach Griechenland kommen, drastisch ab: Innerhalb von 24 Stunden hätten nur noch 18 Migranten übergesetzt, teilte der Stab für die Flüchtlingskrise in Athen mit.

Vergangenen Montag und am Freitag waren erstmals im Rahmen des EU-Türkei-Flüchtlingspaktes jeweils 202 und 123 Migranten von den Inseln Lesbos und Chios in die Türkei zurückgeschickt worden.

Auf Grundlage eines bilateralen Abkommens zwischen Athen und Ankara wurden am Montag zudem 72 Menschen abgeschoben, die illegal eingereist waren. Nach Schätzungen des Krisenstabes sitzen seit der Schließung der sogenannten Balkanroute etwa 53 000 Flüchtlinge und Migranten in Griechenland fest.

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