Goldgrube Afrika:Die Paten des Krieges

Westliche Firmen unterstützen afrikanische Warlords durch den Kauf von Öl, Edelhölzern und anderen Bodenschätzen.

Arne Perras

(SZ vom 17.6. 2003) - Der Reichtum des afrikanischen Kontinents könnte ein Segen sein, ein Quell des Wohlstands, ein Motor für den wirtschaftlichen Aufschwung. Tatsächlich aber sind Afrikas Bodenschätze für Millionen Menschen zum Fluch geworden.

Denn häufig wird um die Kontrolle der wertvollen Ressourcen erbittert gekämpft, und das nicht nur im Riesenreich Kongo. Mit den Milliarden-Profiten können Kriegsparteien und Warlords Waffen kaufen und Truppen um sich scharen.

Die Beute teilen sich kriminelle Netzwerke oder korrupte Regime, die mit international operierenden Konzernen zusammenarbeiten.

Das Beispiel Sudan

Beispiel Sudan: Die islamischen Militärherrscher in Khartum, die gegen die Rebellen im animistisch geprägten Süden des Landes kämpfen, vertreiben die wehrlose Bevölkerung in den Ölgebieten am oberen Nil. Hunderttausende mussten vor den Kampfhubschraubern und mordenden Banden fliehen.

Dem Bürgerkrieg, der mit Unterbrechung seit 1956 tobt, fielen mindestens zwei Millionen Menschen zum Opfer. Der Streit um das Öl blockiert die Friedensverhandlungen, weil das Regime des Nordens nichts von diesem Reichtum abgeben will - obgleich die Ölfelder in Gebieten liegen, die zum Teil von Rebellen kontrolliert werden.

Nicht nur China, Malaysia und Russland mischen im sudanesischen Ölgeschäft mit, auch westliche Konzerne aus Schweden und Kanada haben dort investiert.

Allerdings sind sie in ihren eigenen Ländern in die Kritik geraten; der kanadische Konzern Talisman hat sich deshalb aus dem Sudan zurückgezogen.

Die Beispiele Sierra Leone und Liberia

Beispiele Sierra Leone und Liberia: Der jahrelange Bürgerkrieg in Sierra Leone, der erst vor kurzem zu einem Ende kam, konnte nur deshalb so eskalieren, weil die Rebellen durch den Schmuggel von Diamanten genug Geld verdienten, um den Waffennachschub zu sichern und ihre Machtposition zu festigen.

Dabei spielte der Präsident des Nachbarlandes Liberia, Charles Taylor, als Pate des Krieges eine entscheidende Rolle. Ohne seine Rückendeckung hätten die Kämpfe, bei denen Zehntausende Zivilisten getötet oder grausam verstümmelt wurden, niemals eine so große Zerstörungskraft entwickeln können.

Derzeit sind kriegerische Wirren wieder in Liberia aufgeflammt, wo die Rebellengruppe Lurd den Präsidenten-Warlord Taylor stürzen will. Als das Diamantengeschäft durch Sanktionen und politische Veränderungen in Sierra Leone für Taylor nicht mehr so viel Geld abwarf, verlegte er sich auf das Ausbeuten der Regenwälder.

Frankreich hat durchgesetzt, dass der Export der Edelhölzer aus Liberia nicht unter das internationale Embargo fällt, das gegen Taylors Regime verhängt wurde. Paris weist jedoch Vorwürfe zurück, es decke damit französische Wirtschaftsinteressen.

Das Beispiel Angola

Beispiel Angola: Die Kriegsparteien in der früheren portugiesischen Kolonie konnten sich mehr als 20 Jahre verbissen bekriegen, weil beide Seiten Zugriff auf Bodenschätze hatten:

Die Unita-Rebellen schmuggelten trotz der Sanktionen erfolgreich Diamanten und verdienten so mehrere hundert Millionen Dollar jährlich. Die Regierung in Luanda verdiente Milliarden am Öl, das amerikanische und französische Konzerne vor den Küsten fördern.

Präsident Eduardo dos Santos finanzierte so seine Kriegsmaschinerie gegen Jonas Savimbi. Der Tod des Rebellenchefs beendete zwar den Krieg, doch die geschundene Bevölkerung hat davon kaum profitiert.

Denn in Luanda regiert eine korrupte Clique, die große Teile der Öl-Profite in die eigenen Taschen abzweigt und den Kampf gegen die Armut ausländischen Hilfsorganisationen überlässt.

Die USA vermeiden es, die Konzerne wegen der Geschäfte mit dem Regime unter Druck zu setzen.

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