(SZ) Als Reinhard Mey dichtete, über den Wolken müsse die Freiheit wohl grenzenlos sein, kann er nicht die Beinfreiheit gemeint haben. Die Ellbogenfreiheit war es wohl auch nicht, zu schweigen von der Freiheit, seinen Sitzplatz wählen oder sein Gepäckstück vernünftig verstauen zu können. Nun könnte man zugunsten Meys einwenden, dass er in den 1970er-Jahren nichts wissen konnte von der dramatischen Nachverdichtung in den Flugzeugen des frühen 21. Jahrhunderts. Andererseits scheint den Dichter Friedrich Rückert schon vor 200 Jahren die Ahnung beschlichen zu haben, dass Freiheit über den Wolken nur möglich ist, wenn man sie nicht mit der Freiheit der anderen teilen muss. "Der Adler fliegt allein", reimte er, "der Rabe scharenweise. / Gesellschaft braucht der Tor / und Einsamkeit der Weise." Lebte Rückert heute, hätte er sich bestimmt einen Privatjet zugelegt, so er es sich leisten könnte. Aber wer kann das schon?